Gefangenenaustausch beendet Wo ist Smyrek?
29.01.2004, 07:18 UhrDer Gefangenenaustausch zwischen Israel und der radikal-islamischen Hisbollah ist beendet. Die beiden Maschinen, die die Gefangenen aus Israel und Libanon nach Köln gebracht haben, sind nach Tel Aviv beziehungsweise Beirut zurückgeflogen.
In der israelischen Maschine befanden sich der freigelassene Geschäftsmann Elchanan Tannenbaum sowie die Leichen von drei israelischen Soldaten. Nach Beirut flogen 36 von Israel freigelassene Hisbollah-Kämpfer. Israel hat außerdem 435 Palästinenser freigelassen und die Leichen von 59 Hisbollah-Kämpfern an die libanesische Miliz überstellt.
Die Flugzeuge waren am Donnerstagmorgen in Köln eingetroffen. Nachdem israelische Experten dort die Leichen der drei Soldaten identifiziert hatten, wurden in Israel die ersten Palästinenser freigelassen und die Leichen der Hisbollah-Kämpfer an die libanesische Miliz überstellt. Das Abkommen war unter deutscher Vermittlung zu Stande gekommen. Die Hisbollah hatte erst kurz vor dem Beginn der Tausch-Aktion den Tod der drei entführten Soldaten bestätigt. In Israel waren sie bereits für tot erklärt worden.
Unter den 36 Gefangenen, die am Morgen aus Tel Aviv nach Köln gebracht worden waren, befanden sich die Guerillaführer Scheich Abdel Karim Obeid und Mustafa Dirani sowie der deutsche Islamist Steven Smyrek.
Smyrek doch in Deutschland?
Nach dem Austausch gab es widersprüchliche Angaben über den Verbleib Smyreks. Während es am Donnerstagabend in deutschen Sicherheitskreisen hieß, Smyrek sei gemeinsam mit den Hisbollah-Kämpfern in den Libanon geflogen, widersprach dem die israelische Botschaft in Berlin: "Smyrek ist in Deutschland." Laut Reuters haben auch hochrangige Kreise in der libanesischen Hauptstadt bestätigt, dass der deutsche Islamist nicht nach Beirut geflogen ist. Es sei aber geplant, dass der 32-Jährige in wenigen Tagen in den Libanon ausreisen wolle. In israelischen Medien hatte es geheißen, der Verbleib Smyreks in Deutschland sei eine Bedingung für den Austausch gewesen.
Unter Verweis auf Berliner Sicherheitskreise heißt es bei "Focus", Smyrek konnte auf Grund eines neuen Haftbefehls nicht ausreisen. Offiziell werde der Haftbefehl mit früheren Drogendelikten des Deutschen begründet. Es solle sich aber um eine Schutzmaßnahme handeln: Der aus Braunschweig stammende Mann könnte bei der Hisbollah verdächtigt werden, dass er in israelischer Haft über die libanesische Miliz Aussagen gemacht hat.
Keine Rückkehr als Held
Tannenbaum, der nach Medienberichten im Rahmen krimineller Geschäfte nach Libanon gelockt wurde, soll nach seiner Ankunft in Israel zunächst seine Familie sehen und ärztlich versorgt werden. Kurz darauf will der israelische Geheimdienst den chronisch kranken Mann verhören. Es wurde betont, Tannenbaum werde "nicht wie ein Held empfangen" werden.
Quelle: ntv.de