Nach jahrelanger Stagnation Wohnungsbau kommt auf Touren
05.03.2013, 13:27 Uhr
Lange wurden in Deutschland zu wenig Wohnungen gebaut
(Foto: picture alliance / dpa)
Jahrelang stagniert der Bau neuer Wohnungen in Deutschland. Das führt besonders in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Köln zu steigenden Mieten. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass sich der Trend umkehrt.
In Deutschland werden wieder mehr Wohnungen gebaut. Bis 2016 würden jedes Jahr durchschnittlich knapp sieben Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt, ergab eine Studie des Münchener Ifo-Instituts. Im Jahre 2016 sei in Deutschland mit rund 246.000 fertiggestellten Wohnungen in neuen Wohngebäuden zu rechnen. Damit werde wieder ein Niveau erreicht, wie es zuletzt vor rund einem Jahrzehnt bestand.
Seinen Tiefpunkt markierte der Wohnungsbau in Deutschland im Jahr 2009 mit knapp 136.000 neuen Wohnungen, was für eine zum Teil angespannte Lage auf den Wohnungsmärkten sorgt. Das treibt vor allem in Metropolen die Preise für Mieter und Käufer hoch. Wegen der historisch niedrigen Zinsen und der Unsicherheit auf den Anlagemärkten setzen viele Investoren inzwischen verstärkt auf Immobilien: "Betongold" ist wieder in Mode.
In den größten Städten ziehen die Mieten an
In den fünf größten Städte der Republik stiegen die Mieten laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am stärksten. Berlin, Hamburg und München verzeichneten für das Jahr 2011 Preissteigerungen von acht bis neun Prozent, Frankfurt und Köln von rund fünf Prozent. 2012 dürfte die Entwicklung ähnlich ausgesehen haben.
Max Herbst von der FMH-Finanzberatung glaubt, dass in Ballungsgebieten Preisgrenzen erreicht sind. Er warnt vor Verdrängungsprozessen. Demnach kommen Käufer mit viel Kapital in die Zentren der Großstädte, Normalbürger werden in Vororte und ins Umland verdrängt.
Die steigenden Mieten zwingen Bund, Länder und Gemeinden, in Ballungsräumen für mehr billigen Wohnraum zu sorgen. Die Vorschläge reichen von einer gesetzlichen Deckelung der Mietpreisanstiege über eine Beschleunigung des Wohnungsbaus bis hin zur Anhebung des Wohngeldes oder der Wiedereinführung der erst 2006 abgeschafften Eigenheimzulage.
Debatte zwischen Parteien ist entbrannt
SPD-Vize Olaf Scholz verlangt mehr Anstrengungen für den Neubau von Wohnungen in Ballungsgebieten. "Dazu gehört, dass der Staat als Verkäufer von Grundstücken sicherstellt, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht und beim Verkauf nicht immer auf den Höchstpreis besteht", sagte Hamburgs Regierungschef Ende Februar. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier warf Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) vor, "Engpässe auf dem Wohnungsmarkt ignoriert und rechtzeitige Gegenwehr verpennt" zu haben.
Ramsauer hielt dem in der Debatte entgegen, dass es seit einigen Jahren eine Trendwende gebe und wieder mehr Wohnungen gebaut würden. "Von einem eklatanten flächendeckenden Wohnungsmangel kann keine Rede sein." Ziel sei allerdings, die Zahl der fertiggestellten Wohnungen von zuletzt 200.000 auf jährlich 250.000 zu erhöhen. Der Minister verwies auf seine Vorschläge, dafür etwa die Eigenheimzulage für Familien mit Kindern wiederzubeleben. Das ist jedoch umstritten. Ramsauers Ziel scheint angesichts der neuen Ifo-Studie in Reichweite. Ob das zur Stabilisierung der Mieten in Ballungsräumen führt, bleibt abzuwarten.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa