"Bilder des Grauens" vor Lampedusa Zahl der geborgenen Leichen steigt
08.10.2013, 01:43 Uhr
Immer wieder gehen die Taucher ins eiskalte Wasser, um in bis zu 40 Meter Tiefe nach den Leichen der Flüchtlingen zu suchen.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Wir versuchen, das so weit wie möglich auszublenden. Sonst können wir unsere Arbeit nicht machen." So schildert ein Taucher die Suche nach den Leichen der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa. Die europäische Politik reagiert - und kündigt eine Debatte an.
Auch Tage nach der Flüchtlingskatastrophe vor der italienischen Insel Lampedusa finden Taucher weitere Leichen. Dutzende Tote seien erneut geborgen worden, teilte die Küstenwache mit. Bis Montagabend wurden den Angaben zufolge mehr als 230 Leichen an die Wasseroberfläche geholt. Es wird befürchtet, dass über 300 Flüchtlinge den Brand und den Untergang des Bootes nicht überlebt haben.
Hoher Seegang und starker Wind behinderten die Arbeit der rund 40 Bergungstaucher. Das Schiffswrack befindet sich in 47 Meter Tiefe. Den Spezialkräften bietet sich unter Wasser ein Bild des Grauens. Sie hätten manche Leichen mit ausgestreckten Armen gefunden, berichtete Polizeitaucher Riccardo Nobile. "Wir versuchen, das so weit wie möglich auszublenden. Sonst können wir unsere Arbeit nicht machen." Zudem können sie Bergungsmannschaften pro Tauchgang nur einige Minuten am Meeresgrund bleiben, so dass sie nur relativ langsam vorankommen.
EU-Innenminister beraten
Am Donnerstag war ein Boot mit 500 Flüchtlingen aus Eritrea und Somalia vor der sizilianischen Küste gesunken. 155 Afrikaner konnten gerettet werden. Die Überlebenden müssen mit Strafanzeigen und einer Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro rechnen. Die Flüchtlinge berichteten Parlamentsabgeordneten, sie hätten an ihre Schlepper Tausende Dollar für die Reise durch die Sahara und über das Mittelmeer bezahlt.
Angesichts des Flüchtlingsdramas wollten die EU-Innenminister am Dienstag über ihre gemeinsame Flüchtlingspolitik beraten. Auf Antrag Italiens war das Thema nachträglich auf die Tagesordnung des Treffens in Luxemburg gekommen. Beschlüsse über eine Neuausrichtung der europäischen Flüchtlingspolitik wurden aber nicht erwartet. In Deutschland entbrannte eine Diskussion über eine neue EU-Flüchtlingspolitik.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa