Bericht des Verfassungsschutzes Zahl gewaltbereiter Nazis steigt
18.04.2011, 08:15 UhrGewaltbereite Rechtsradikale erhalten in Deutschland offenbar mehr Zulauf. Die Szene sei im Jahr 2010 um 600 auf 5600 Menschen angewachsen, berichtet Verfassungsschutz-Präsident Fromm. Insgesamt verlieren die Rechten allerdings an Zuspruch, vor allem die NPD verliert Mitglieder.

Hier marschieren Neonazis bei einer Kundgebung im August 2010 in Bad Nenndorf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Immer mehr Rechtsradikale in Deutschland sind nach Angaben des Verfassungsschutzes gewaltbereit. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, erklärte gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die gewaltbereite Neonazi-Szene sei 2010 um 600 auf 5600 Anhänger gewachsen. "Auch die Autonomen Nationalisten, die bei Aufmärschen immer wieder durch Gewalt in Erscheinung treten, haben unverändert Zulauf", sagte der Chef des Verfassungsschutzes. "Bei dieser Gruppe war im vergangenen Jahr ein Anstieg von zuvor 800 auf 1000 Personen zu verzeichnen."
Die Gesamtzahl der Rechtradikalen in Deutschland sei aber rückläufig: Die Zahl sei 2010 um 1600 Anhänger auf rund 25.000 zurückgegangen, berichtete Fromm. Auch der Mitgliederverlust bei der NPD setzt sich demnach fort. "Die Partei hat Ende 2010 noch 6600 Mitglieder gehabt. Das sind 300 weniger als im Jahr zuvor und 600 weniger als zu den besten Zeiten der NPD im Jahr 2007." Auch die Fusion mit der rechtsextremen DVU werde nicht zu einer nennenswerten Erhöhung des Mitgliederbestandes führen, prophezeit Fromm.
Insbesondere der Misserfolg bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt Mitte März, wo die NPD knapp am Einzug ins Landesparlament scheiterte, aber bei Jungwählern großen Anklang fand, habe die Partei getroffen. Gleichwohl dürfe die Aktionsfähigkeit der NPD nicht unterschätzt werden. Die NPD sei, wie der bevorstehende Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern zeigen werde, "handlungsfähig", verfüge über Strukturen im kommunalen Bereich und werde wieder mit Unterstützung von Neonazis rechnen können. Es sei durchaus möglich, dass die NPD erneut in den Schweriner Landtag einziehen könnte, befürchtete Fromm.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP