Politik

Zeitung veröffentlicht Bin Ladens Testament "Zieht nicht in den Heiligen Krieg"

Kinder schauen von einem Nachbargebäude auf den Unterschlupf des Terroristenführers.

Kinder schauen von einem Nachbargebäude auf den Unterschlupf des Terroristenführers.

(Foto: AP)

Eine kuwaitische Zeitung veröffentlicht ein Schreiben, das ein Testament von Osama bin Laden sein soll. Darin entschuldigt sich der Al-Kaida-Chef bei seinen Kindern dafür, sie vernachlässigt zu haben. Seinen Frauen trägt er auf, nicht wieder zu heiraten. Eine zwölfjährige Tochter Bin Ladens soll dabei gewesen sein, als ihr Vater erschossen wurde.

In seinem letzten Willen hat der getötete Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida sich angeblich bei seinen zahlreichen Kindern dafür entschuldigt, sie vernachlässigt zu haben. Das berichten mehrere Zeitungen unter Berufung auf die kuwaitische Zeitung "Al-Anbaa". Demnach riet er seinen Kindern auch, Al-Kaida nicht beizutreten.

Pakistanische Sicherheitskräfte haben das Gelände abgeriegelt.

Pakistanische Sicherheitskräfte haben das Gelände abgeriegelt.

(Foto: AP)

"Bei euch, meinen Kindern, entschuldige ich mich, euch so wenig meiner Zeit gegeben zu haben, weil ich den Anforderungen des Heiligen Kriegs nachgekommen bin", zitiert etwa der britische "Telegraph" aus dem Testament. Dem "Guardian" zufolge wurde das vierseitige Dokument mit einem Computer geschrieben. Die letzte Seite, unterschrieben mit "euer Bruder Abu Abdullah Osama Mohammed bin Laden", ist auf der Internetseite von "Al-Anbaa" abgebildet.

Besitztümer werden in dem Testament offenbar nicht erwähnt. Vor allem gehe es darum, den Kampf gegen die USA und Israel zu rechtfertigen, so der "Telegraph". Die Anweisung an die Kinder, sich nicht dem "Dschihad" anzuschließen, folge islamischen Schriften. Omar ibn al-Khattab, der zweite Kalif nach dem Propheten Mohammed, soll seinem Sohn Abdullah ebenfalls aufgetragen haben, nicht in den Heiligen Krieg zu ziehen.

Seinen vier Frauen trug Bin Laden auf, sich darauf zu konzentrieren, seine Kinder zu erziehen. "Zieht nicht in Erwägung, euch wieder zu verheiraten, und widmet euch euren Kindern und führt sie auf den richtigen Pfad", heißt es in dem Schreiben.

Nach Angaben der "Times of India" hatte Bin Laden zwischen 12 und 26 Kinder sowie vier Frauen.

Kurz nach der Flucht aus Tora-Bora verfasst?

Das Testament trägt das Datum vom 14. Dezember 2001. Kurz davor hatten US-Truppen den künstlichen Höhlenkomplex Tora-Bora in den Bergen der ostafghanischen Provinz Nangarhar erobert. Dort soll Bin Laden sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 versteckt gehalten haben.

Die Proteste in Pakistan gegen die Tötung Bin Ladens halten sich bislang in Grenzen.

Die Proteste in Pakistan gegen die Tötung Bin Ladens halten sich bislang in Grenzen.

(Foto: dpa)

Laut "Guardian" sagt Bin Laden in dem Schreiben voraus, dass er durch "Verrat" zu Tode kommen werde. Den "Mudschaheddin, wo immer sie sind", gebe Bin Laden den Rat, ihren Kampf "gegen die Juden und die Kreuzfahrer zu unterbrechen, um die eigenen Reihen von Agenten und Defätisten zu säubern".

Der "Guardian" schreibt, dass "Al-Anbaa" nicht enthülle, wie oder wann sie in den Besitz des angeblichen Testaments gekommen sei oder ob sie in der Lage gewesen sei, die Authentizität des Dokuments zu ermitteln.

Zwölf Jahre alte Tochter erlebte Erschießung mit

Eine Tochter Bin Laden hat nach einem pakistanischen Medienbericht die Erschießung ihres Vaters hautnah miterlebt. Wie die Zeitung "The News" unter Berufung auf Sicherheitskreise in Pakistan berichtet, wurde Bin Laden nach Aussage des zwölfjährigen Mädchens bei der Kommandoaktion in der Stadt Abbottabad zunächst lebend gefasst und wenig später vor den Augen seiner Familie erschossen. Die Leiche sei von den Amerikanern abtransportiert worden.

Nach Aussage der Tochter sei eine zweite Person von den US-Truppen in einem Hubschrauber mitgenommen worden, berichtete "The News". Dabei soll es sich um einen Sohn Bin Ladens gehandelt haben. Unklar sei allerdings, ob dieser zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war.

Das FBI führt Bin Laden auf seiner Website bereits als "verstorben".

Das FBI führt Bin Laden auf seiner Website bereits als "verstorben".

(Foto: AP)

Dem Bericht zufolge befindet sich die Tochter mit anderen Familienmitgliedern in der Hand der pakistanischen Behörden. Darunter seien zwei Frauen und sechs Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren sowie weitere, nicht näher benannte Personen. Pakistanische Sicherheitskräfte hätten nach Ende des US-Einsatzes insgesamt 16 Menschen lebend und mit gefesselten Händen in dem Haus angetroffen.

Ein Beamter des pakistanischen Geheimdienstes ISI sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Frauen und Kinder würden derzeit festgehalten. Die Gruppe werde noch vernommen, hieß es.

Die pakistanische Regierung hatte am Dienstag erklärt, für die Gruppe werde gesorgt. Einige von ihnen seien mit Verletzungen oder einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert worden. Später sollten sie in ihre Heimatländer zurückgebracht werden. Nach Angaben der pakistanischen Sicherheitskräfte stammen die Frauen und Kinder aus Saudi-Arabien und dem Jemen.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/AFP

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