70 Jahre nach den Nazi-Morden Zig Auschwitz-Aufsehern droht Anklage
03.09.2013, 15:24 UhrMord verjährt nie - und deshalb müssen sich 39 frühere Aufseher des Konzentrationslagers Auschwitz auf einen Prozess gefasst machen. Ermittler übergeben ihre Erkenntnisse an Staatsanwälte. Die entscheiden nun, ob sie die Holocaust-Verbrecher jagen.

NS-Fahnder Kurt Schrimm: Hinter den Akten verbergen sich unfassbare Taten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mehrere mutmaßliche Nazi-Verbrecher müssen rund 70 Jahre nach ihren Gräueltaten mit Anklagen rechnen. Die NS-Fahndungsstelle in Ludwigsburg will nach ihren Vorermittlungen 30 Verfahren an Staatsanwaltschaften in ganz Deutschland abgeben. Die örtlich zuständigen Ermittlungsbehörden müssten dann entscheiden, ob sie Anklage erheben, erklärte der Leiter der NS-Fahndungsstelle, Kurt Schrimm.
Den Beschuldigten wird Beihilfe zum Mord im Konzentrationslager Auschwitz vorgeworfen. Die Untersuchungen waren nach dem Urteil gegen den KZ-Aufseher John Demjanjuk in Gang gekommen. 2011 hatte das Landgericht München Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28.000 Menschen schuldig gesprochen.
Neben den 30 Beschuldigten, die in Deutschland wohnen, haben die Ermittler sieben weitere mutmaßliche NS-Verbrecher identifiziert, die im Ausland leben, darunter einer in Israel. Der Aufenthalt von zwei weiteren Beschuldigten konnte noch nicht genauer ermittelt werden.
Ob es zur Anklage kommt, hängt von der Einschätzung der Staatsanwaltschaften, der Beweislage und dem Gesundheitszustand der Beschuldigten ab, wie Schrimm erläuterte. Der älteste Beschuldigte wurde 1916 geboren, der jüngste 1926. Schrimm warnte aber vor überzogenen Erwartungen. "Es kann sein, dass einige Wenige übrigbleiben."
Neben ehemaligen KZ-Aufsehern sehen sich derzeit auch andere mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher weiterhin mit strafrechtlichen Nachforschungen konfrontiert. So führt die Staatsanwaltschaft Dortmund weiter ein Ermittlungsverfahren gegen insgesamt sechs Beschuldigte wegen des SS-Massakers im französischen Oradour-sur-Glane. Bei der Tat vom Juni 1944 waren 642 Einwohner grausam ermordet worden, unter ihnen 247 Kinder.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa