Panorama

Familie will Überführung Wohin mit Demjanjuks Leiche?

Demjanjuk starb zehn Monate nach seiner Verurteilung.

Demjanjuk starb zehn Monate nach seiner Verurteilung.

(Foto: dapd)

Der frühere NS-Wachmann Demjanjuk ist tot - doch was soll mit dem Leichnam des zuletzt Staatenlosen geschehen? Der Anwalt ist dafür, ihn in seiner Wahlheimat USA zu bestatten, wo auch seine Familie lebt. Das sei eine Frage der Menschenwürde.

Nach dem Tod des früheren KZ-Wachmanns John Demjanjuk wird über eine Überführung des Leichnams in die USA nachgedacht. Demjanjuks Strafverteidiger Ulrich Busch sprach sich dafür aus, den Leichnam des Staatenlosen zur Familie in die USA zu bringen und dort beizusetzen. Die US-Behörden sollten nun prüfen, ob dies rechtlich möglich sei, sagte Busch. Die Familie habe bereits Kontakt aufgenommen, sagte auch der eingeschaltete Bestatter. Derzeit bemühe man sich um die nötigen Papiere.

Anwalt Busch will den Leichnam in die USA überführen.

Anwalt Busch will den Leichnam in die USA überführen.

(Foto: dapd)

Die USA hatten dem gebürtigen Ukrainer Demjanjuk die US-Staatsbürgerschaft aberkannt und ihn 2009 nach Deutschland abgeschoben, er war seitdem staatenlos. Das Landgericht München hatte ihn im Mai 2011 wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28.000 Juden im Vernichtungslager Sobibor zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zehn Monate danach war der 91-Jährige am Samstag in einem Pflegeheim in Bad Feilnbach bei Rosenheim gestorben.

Eine Obduktion habe keine Hinweise auf eine Einwirkung von Dritten erbracht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein in der Zweigstelle Rosenheim. Die Rechtsmediziner hätten bei Demjanjuk, der seit langem an einer Blutkrankheit und starken Rückenschmerzen litt, zugleich keine eindeutigen Hinweise auf die Todesursache gefunden.

Im Prozess hatte ihm eine konkrete Tat zwar nicht zugeschrieben werden können, das Gericht schloss sich aber der Argumentation der Anklage an: Da das Lager Sobibor allein der planmäßigen Ermordung von Menschen diente, habe sich jeder mitschuldig gemacht, der dort Dienst tat. Das Urteil wurde nicht rechtskräftig, Staatsanwaltschaft und Verteidigung legten Revision ein. Darüber wird nun nicht mehr entschieden, wie eine Münchner Gerichtssprecherin sagte.

Das Gericht hatte mit Blick auf das hohe Alter Demjanjuks bereits den Haftbefehl aus Gründen der Verhältnismäßigkeit aufgehoben. Nach tagelangem Hin und Her hatte ihn schließlich ein Pflegeheim in Bad Feilnbach aufgenommen.

Eine Beisetzung in den USA, wo Demjanjuk jahrzehntelang gelebt hatte, sei eine Frage der Menschenwürde, sagte Anwalt Busch. "Seine Ehefrau könnte nicht mal an einer Beerdigung hier teilnehmen." Sie sei 86 Jahre alt und schwer krank.

Quelle: ntv.de, dpa

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