Mögliche Aussage im NSU-Prozess Zschäpe erklärt Entlassung ihrer Verteidiger
19.07.2014, 12:08 Uhr
Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Beate Zschäpe, will ihre Pflichtverteidiger loswerden und erklärt nun dem Gericht warum. Denn eine Entlassung ist nicht ohne Weiteres möglich. Ob ihre Beweggründe reichen, entscheidet der Richter.
Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe ist einem Medienbericht zufolge unzufrieden mit der Verhandlungsführung ihrer Pflichtverteidiger. Dies gehe aus einer schriftlichen Erklärung Zschäpes hervor, in der diese ihren Antrag auf einen Verteidigerwechsel begründete, berichtete das Magazin "Focus". Darin kritisiert die 39-Jährige demnach ihre Anwälte Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm in mehreren Punkten. Von einem grundsätzlichen Streit über ihr Aussageverhalten sei in dem Papier jedoch nicht die Rede.
Der "Focus" zieht aus der Erklärung der mutmaßlichen Rechtsterroristin den Schluss, dass sie diese Strategie offenbar nicht ändern wolle. Der Berliner "Tagesspiegel" berichtete unter Berufung auf unbestätigte Informationen von Münchner Justizkreisen, dass ein Anwalt Zschäpe geholfen habe, die Stellungnahme zu formulieren. Mutmaßlich sei bei Zschäpe psychische Erschöpfung der Anlass gewesen, um ihren Verteidigern das Vertrauen zu entziehen.
Zschäpe hatte am Mittwoch überraschend erklärt, ihren drei Pflichtverteidigern nicht mehr zu vertrauen. Eine Entbindung ist aber nicht ohne Weiteres möglich, ein Angeklagter muss genaue Gründe darlegen, warum das Vertrauensverhältnis so gestört sein soll, dass keine Zusammenarbeit mehr möglich ist.
Beobachter rechnen mit Aussage
Prozessbeobachter hatten spekuliert, Zschäpe wolle sich gegen den Rat ihrer Anwälte nun doch zu den Anklagevorwürfen äußern. Zschäpe soll mit den 2011 durch Suizid ums Leben gekommenen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die rechtsextreme Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gebildet haben. Dieser werden unter anderem zehn Morde und zwei Bombenanschläge angelastet, das Tatmotiv soll Ausländerhass gewesen sein.
Der Nebenkläger-Anwalt Mehmet Daimagüler forderte Zschäpe auf, ihr Schweigen zu brechen. "Ich hoffe und rechne auch damit, dass sie aussagt", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Denn so kann es ja nicht weitergehen." Natürlich könne Zschäpe schweigen, sagte Daimagüler dem Blatt. "Aber dann wird sie auf jeden Fall verurteilt und kriegt auch noch die besondere Schwere der Schuld hinterher, vielleicht sogar eine Sicherungsverwahrung." Je länger Zschäpe warte, desto unwahrscheinlicher werde es, dass sich eine Aussage strafmildernd auswirke.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP/dpa