Kiew beklagt "schwierige Lage" Russland meldet Einnahme von Awdijiwkas Koksfabrik
19.02.2024, 10:12 Uhr Artikel anhören
Einst der Stolz der Sowjetunion: Jetzt befindet sich die Kokerei von Awdijiwka wieder in der Hand der russischen Besatzer.
(Foto: IMAGO/SNA)
Vor dem Krieg war die Kokerei von Awdijiwka eine der größten in Europa. Nun fällt sie - beziehungsweise das, was von ihr übrig ist - in russische Hände. Der ukrainische Generalstab beklagt die schwierige Lage im Süden und Osten. Es soll Dutzende Gefechte an verschiedenen Frontabschnitten geben.
In Awdijiwka haben russische Truppen nach eigenen Angaben den Rest der seit Monaten umkämpften Stadt im Osten der Ukraine eingenommen. Der weitläufige Komplex der Koks- und Chemiefabrik sei unter vollständiger Kontrolle, berichten russische Nachrichtenagenturen. Bereits am Sonntag hatte Russland die Einnahme des größten Teils der Stadt gemeldet. Nach Darstellung Kiews hatte der letzte ukrainische Soldat die Stadt am frühen Samstagabend verlassen.
Der Fall von Awdijiwka ist Russlands größter Erfolg seit der Eroberung der ebenfalls im Osten liegenden Stadt Bachmut im Mai 2023 in dem knapp zwei Jahre andauernden Krieg mit der Ukraine. Am Samstag hatte der neue Armee-Chef Olexandr Syrskyj mitgeteilt, die Ukrainer hätten sich in Stellungen außerhalb der Stadt zurückgezogen, um nicht eingekesselt zu werden. Awdijiwka liegt in der Industrieregion Donbass, 15 Kilometer nördlich der von Russland besetzten Stadt Donezk. Vor dem Krieg war die Kokerei aus der Sowjetzeit eine der größten in Europa.
"Die operative Lage in der Ost- und Südukraine bleibt schwierig", schrieb am Sonntag der Generalstab in Kiew auf seiner Facebook-Seite Insgesamt seien 56 Gefechte an verschiedenen Frontabschnitten registriert worden. Im Verlauf der russischen Angriffe seien auch Wohngebiete unter Artillerie- und Raketenbeschuss geraten. Dabei habe es Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung gegeben. Besonders schwere Kämpfe habe es südlich von Saporischschja im Zentralabschnitt der Front gegeben. Dort seien sieben russische Angriffe, die von Kampfflugzeugen unterstützt worden seien, abgeschlagen worden.
Zugleich gibt es Berichte über neue Gräuel der russischen Armee. Die für die Region Donezk zuständige ukrainische Staatsanwaltschaft eröffnete am Sonntag ein Ermittlungsverfahren, nachdem sechs verwundete ukrainische Soldaten, die beim Rückzug nicht mitgenommen werden konnten, bei der Gefangennahme durch russische Soldaten getötet worden sein sollen.
Wie die Ermittler auf Telegram weiter mitteilten, beriefen sie sich dabei auf durch Drohnen aufgezeichnete Videoaufnahmen von der angeblichen Tat. "Da der Besatzer die Gefangenen nicht am Leben lassen will, tötet er sie gezielt mit automatischen Waffen", hieß es. Die Angaben können bislang nicht unabhängig geprüft werden.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa