Dossier

Chronologie 100 Tage Ruanda

Der Massenmord an 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu in Ruanda gehört zu den blutigsten Kapiteln des 20. Jahrhunderts. In nur 100 Tagen wurden hunderttausende Männer, Frauen und Kinder von radikalen Hutu-Milizen brutal getötet. Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse:

6. April 1994 - Das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Juvenal Habyarimana wird beim Landeanflug auf Kigali abgeschossen, Habyarimana und sein mit ihm reisender burundischer Amtskollege Cyprien Ntaryamira kommen bei dem Anschlag ums Leben. Bereits kurz nach dem Attentat beschuldigen staatliche Medien die Tutsi- Opposition, hinter dem Attentat zu stecken. Noch in der Nacht kommt es zu ersten Gewalttaten gegen Tutsi.

7. April - Tutsi-Führer und gemäßigte Hutu-Politiker werden systematisch gejagt und getötet. Romo Dallaire, Kommandant der 5000 Mann starken UN-Friedenstruppen in Ruanda, erhält aus dem Hauptquartier die Anordnung, bewaffnete Auseinandersetzungen zu vermeiden und sich nicht in den Konflikt einzumischen. Zehn belgische UN-Blauhelme werden von einem Mob getötet.

11. April - Das Internationale Rote Kreuz schätzt, dass bereits mehrere zehntausend Menschen getötet wurden. UN-Soldaten, die in einer Schule in Kigali 2000 Tutsi beschützt hatten, werden zum Flughafen beordert. Nach ihrem Abzug werden die meisten der Tutsi getötet.

14. April - Belgien zieht seine Soldaten aus der UN-Truppe ab.

15. April - Mehrere tausend Tutsi, die in einer Kirche Schutz gesucht haben, werden Opfer eines Massakers. Auch in den folgenden Wochen werden Kirchen und Klöster, in denen Verfolgte Zuflucht gesucht haben. Zu Schauplätzen des Massenmords.

19. April - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch spricht von 100 000 Toten in Ruanda und appelliert an den UN- Sicherheitsrat, die Ereignisse in Ruanda als Völkermord zu bezeichnen. Stattdessen entscheidet der UN-Sicherheitsrat zwei Tage später, 90 Prozent der Friedenstruppen in Ruanda abzuziehen.

30. April - In einer UN-Resolution wird das Töten in Ruanda verurteilt, der Begriff Völkermord jedoch vermieden.

17. Mai - Die UN stimmen sechs Wochen nach Beginn des Völkermords der Bitte General Dallaires zu, die Friedenstruppen in Ruanda auf 5000 Mann aufzustocken. In einer Resolution des UN-Sicherheitsrates ist erstmals davon die Rede, dass es "zu Fällen von Völkermord gekommen sein kann." Doch während zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 300 000 Menschen in Ruanda getötet worden sind, wird in der UN- Verwaltung noch zwei Wochen lang über die Finanzierung der UN-Truppen diskutiert.

22 Mai - Truppen der Ruandischen Patriotischen Front, die von Uganda aus nach Ruanda eingedrungen sind, bringen den Flughafen Kigali unter ihre Kontrolle.

22. Juni - Frankreich erhält vom UN-Sicherheitsrat das Mandat zur Intervention. In Südwestruanda sollen die Franzosen einen "sicheren Korridor" einrichten. Das Morden geht auch dort weiter. Eine ruandische Untersuchungskommission wirft Frankreich später Komplizenschaft mit den Mördern vor.

17. Juli - Die Truppen der Ruandischen Patriotischen Front erreichen Kigali. Genau 100 Tage nach Beginn des Völkermords ist das Massenmorden beendet. Die Hutu-Regierung flieht ins benachbarte Zaire (den heutigen Kongo), gefolgt von Zehntausenden Hutus, die nun die Rache der Tutsi fürchten.

Quelle: ntv.de

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