Draufgänger mit Vision Chefankläger Moreno-Ocampo
26.01.2009, 09:08 UhrLuis Moreno-Ocampo (56) ist ein Mann mit einer großen Vision: Niemand - auch kein Staatsoberhaupt - soll straffrei bleiben können, der sich Kriegsverbrechen schuldig macht. Berühmt wurde der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) in Den Haag spätestens, als er im Juli 2008 einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir wegen Völkermords in der Krisenregion Darfur beantragte. Im ersten Prozess des "Weltstrafgerichts", der an diesem Montag beginnt, will er den kongolesischen Ex-Milizenchef Thomas Lubanga wegen des Missbrauchs von Kindern als Soldaten für viele Jahre hinter Gitter bringen.
Wie man mit Leuten umgehen sollte, die Macht missbrauchen, hat der Argentinier in seiner Heimat gelernt - als Assistent des legendären Staatsanwalts Julio Cesar Strassera, der 1985 die Generäle der Militärjunta vor Gericht brachte. Moreno-Ocampo, der auch schauspielerisches Talent besitzt, wurde zum Liebling der Medien. Von 1987 bis 1992 war er Generalstaatsanwalt, jagte korrupte Politiker und Wirtschaftsbosse.
Dann verließ er den Staatsdienst, trat in TV-Shows auf und vermittelte seine Erfahrungen als Professor für Rechtswissenschaft der Universität Buenos Aires. Als Anwalt verteidigt er unter anderem den Fußballstar Diego Maradona. Gemeinsam mit der in Berlin ansässigen Organisation Transparency International engagiert er sich im internationalen Kampf gegen die Korruption.
Als die Gründerstaaten des Internationalen Strafgerichtshofes einen Chefankläger suchten, schien der durchsetzungsstarke Argentinier der richtige Mann zu sein. Moreno-Ocampo wurde ohne Gegenstimme von mehr als 70 Staatenvertretern gewählt und am 16. Juni 2003 vereidigt. Seitdem wurden aber auch Zweifel an der politischen Weisheit des "Weltstaatsanwalts" laut. So zögert der UN-Sicherheitsrat, den Richtern des IStGH grünes Licht für den Haftbefehl gegen Al-Baschir zu signalisieren. Nicht wenige Staaten befürchten dadurch Rückschläge für die Friedensmission in Darfur.
Quelle: ntv.de