Dossier

Obamas Nachbarin Das weiße Zelt am Weißen Haus

Concepcion Picciotto vor ihrem Peace Camp am Weißen Haus.

Concepcion Picciotto vor ihrem Peace Camp am Weißen Haus.

(Foto: Annika Witzel)

Concepcion Picciotto lebt seit 1981 in einem Zelt im Lafayette Park in Washington. Mit ihrem Nachbarn im Weißen Haus verbindet sie das Ziel einer atomwaffenfreien Welt.

Rund 50 Delegationen aus aller Welt debattieren derzeit in Washington über die Sicherheit von Nuklearmaterial. Unweit vom "Gipfel zur globalen Atomsicherheit" hält eine Person jedoch schon seit langem eine stille Mahnwache: Seit fast 30 Jahren wohnt Concepcion Picciotto in einem kleinen weißen Zelt gegenüber des großen Weißen Hauses - ihr Ziel: eine Welt ohne Atomwaffen: "Eine Verringerung bringt nichts. Sie müssen komplett abgeschafft werden. Das ist der einzige Weg, die Sicherheit der Welt zu gewährleisten."

consc3.jpg

(Foto: Annika Witzel)

Weniger als eine Meile Luftlinie vom Weißen Haus entfernt kämpft Concepcions Nachbar Barack Obama auf dem Nuklear-Gipfel für die gleiche Sache: "Ich denke, das Treffen zeigt wie sehr alle von den Folgen des nuklearen Handels betroffen sind", sagte der US-Präsident in seiner Eröffnungsrede am Montag. Obama legt den Schwerpunkt des Treffens vor allem auf Atomterrorismus: "Wir wissen, dass Organisationen wie Al-Kaida versuchen, sich Atomwaffen zu beschaffen", sagte Obama schon einen Tag vor Startschuss des Gipfels.

"Das ist ein guter Anfang"

Picciotto findet, dass Obamas Schritte löblich sind und begrüßt das Gipfeltreffen. "Das ist ein guter Anfang." Trotzdem bleibt sie skeptisch: "Er muss mehr für eine atomwaffenfreie Welt kämpfen. Genau so wie er es bei der Gesundheitsreform getan hat." Wenn Piccioto spricht, klingt ihre Stimme fordernd und bestimmt. Auf Bildern lacht die 65-Jährige nur selten. Zu ernst ist ihre Nachricht, findet sie. In Washington ist Picciotto längst zu einer Institution und Attraktion für Bewohner und Besucher der US-Hauptstadt geworden. "Natürlich kommen Leute und fragen mich, was ich tue. Wenn die Leute wirkliches Interesse zeigen, gebe ich gerne Auskunft", sagt die gebürtige Spanierin.

Sie und der Rest der Welt schauen gespannt auf Tag zwei des Nuklear-Gipfels. Für heute sollen die Delegationen zusammen kommen, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, um über ein Kommuniqué zur weltweiten Abrüstung und Sicherheit von Atomwaffen zu beratschlagen. Bisher fanden Debatten vor allem am Rande des Gipfelparketts statt. Da wäre zum einen der Iran. Das Land soll binnen weniger Jahre in der Lage sein, eine Atomwaffe zu entwickeln. Da wäre Nordkorea, dessen Diktator Kim Jong Il im vergangenen Jahr die Welt mit seinem Atomwaffentest in Angst und Schrecken versetzte. Beide Länder haben keine Einladung nach Washington erhalten. Die Iraner planen für das kommende Wochenende gar ihren eigenen Gipfel unter dem Titel "Nukleare Energie für jeden, nukleare Waffen für niemanden".

"Die Welt ist mir zu wichtig"

"Präsident Obama hätte Nordkorea und den Iran zum Gipfel einladen müssen. Auch sie müssen zur Besinnung kommen und verstehen, dass die Welt zugrunde gehen wird, wenn wir so weitermachen", findet Picciotto. Sie befürchtet, dass der Iran und Israel schon bald einen Atomkrieg führen könnten. Ihrer Meinung nach haben die meisten Menschen den Ernst der Lage noch nicht verinnerlicht.

Der energischen Frau sind Gespräche und Debatten um das Thema viel zu wenig. "Die Politiker reden und reden und reden. Es müssen Taten folgen, sonst ist das alles nur heiße Luft", klagt sie. Bis sie diese Taten sieht, will sie weiter vor dem Weißen Haus sitzen. "Manchmal wünschte ich, ich könnte aufhören, aber dafür ist mir diese Welt einfach zu wichtig."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen