Dossier

Europäischer Vereinshandball Deutsche Klubs vor Titel-"Triple"

Der deutsche Handball rüstet sich für seinen größten Coup auf Europas Klub-Ebene: Fünf Jahre nach dem verpassten Dreifach-Triumph ist ein Bundesliga-Quartett heiß auf das "Triple" aus Champions League, EHF-Pokal und Europacup der Pokalsieger. Am Super-Sonntag steigen das finale Duell der Erzrivalen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt um die Trophäe in der "Königsklasse" und die entscheidenden Endspiele zwischen dem SC Magdeburg und CAI Aragon Saragossa sowie dem HSV Hamburg bei Ademar Leon im Stundentakt.

"Deutschland ist die Handball-Nation Nummer 1 in der Welt", sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). 2002 stand die Bundesliga schon einmal dicht vor einem solchen Erfolg: Magdeburg gewann die Champions League, Kiel den EHF-Pokal. Flensburg patzte jedoch im Finale des Pokalsieger-Wettbewerbes.

Brisantes Nord-Derby

Wenn am Sonntag (17.30 Uhr/Eurosport) in der brechend vollen Kieler Ostseehalle das Rückspiel im Champions-League-Finale angepfiffen wird, stehen der deutsche Meister und die Flensburger zumindest schon als finanzielle Gewinner fest. 515.000 Euro schüttet die Europäische Handball-Föderation (EHF) für den Sieger aus, der Unterlegene wird mit 355.000 Euro getröstet.

Doch wichtiger als das Geld ist das Prestige. Die 54. Auflage des "ewigen Duells" ist von Brisanz geprägt wie noch keine zuvor. Zum einen wird der deutsche Nachfolger des SC Magdeburg ermittelt, der 2002 als erster Bundesligist die Champions League gewann. Zum anderen brennen die Flensburger darauf, ausgerechnet in der Höhle des Löwen den Pott in die Höhe zu stemmen, was die Kieler auf jeden Fall vermeiden wollen. "Wir wissen, wie man in der Ostseehalle gewinnt", sagte Flensburgs Lars Christiansen in Erinnerung an den 32:28-Erfolg im Champions-League-Viertelfinale des Vorjahres.

Alles offen in Kiel?

Die Kieler gehen mit dem Vorteil des 28:28 aus dem ersten Vergleich ins Heimspiel. "Das ist ein super Resultat, aber auch gefährlich. Wir haben jetzt alle Optionen. Aber keiner sollte glauben, dass wir schon durch sind", sagte Kiels Manager Uwe Schwenker. In den bislang 53 Spielen hat Flensburg vier Mal in Kiel gewonnen.

Beide Teams bürden dem Gegner die Favoritenlast auf. "Das Spiel fängt bei 0:0 an. Es ist alles offen. In eigener Halle ist Kiel der große Favorit", sagte Flensburgs Trainer Kent-Harry Andersson. Der Kieler Konter kam von Nikola Karabatic, der an die Personalmisere beim DHB-Pokalsieger erinnerte. "Wir dürfen uns nicht unter Druck setzen. Mit acht Feldspielern sind wir nicht der Favorit", sagte der französische Rückraum-Star.

SCM spielt gegen Trauma

Wie Kiel geht der SC Magdeburg ins EHF-Pokalrückspiel am Sonntag (14.15 Uhr/MDR) mit einem Auswärts-Remis. Das 30:30 vor Wochenfrist in Saragossa lässt den Bundesliga-Dritten von seinem dritten Sieg in diesem Wettbewerb nach 1999 und 2001 träumen. Zugleich wollen die Männer um Stefan Kretzschmar ihr Final-Trauma von 2005 überwinden, als ein Acht-Tore-Vorsprung aus dem Heimspiel gegen TuSEM Essen nicht zum Erfolg reichte.

"Wenn wir das jetzt zu Hause noch aus der Hand geben, das wäre eine Katastrophe", sagte der Linksaußen. Doch mit der Erfahrung aus 218 Länderspielen warnte der 34-Jährige auch vor Unkonzentriertheiten: "Das Ergebnis ist trügerisch. Wir müssen genauso zu Werke gehen wie in Saragossa und dürfen uns keine Nachlässigkeiten leisten."

Hoffen auf fairen Schiri

Einen Vier-Tore-Vorsprung vom 28:24 muss der HSV Hamburg zum Abschluss des Super-Sonntags (19.15 Uhr/Eurosport) bei Ademar Leon in Spanien verteidigen. Neben dem Vertrauen in die eigene Stärke hoffen die Hanseaten vor allem darauf, von den Unparteiischen nicht benachteiligt zu werden, nachdem sie sich im Hinspiel verpfiffen fühlten.

"Ich habe mir das Video der Partie noch einmal angesehen. Wir sind schlimmer verpfiffen worden als ich gedacht habe", zürnte Trainer Martin Schwalb. Doch sein Selbstbewusstsein ist ungebrochen: "Vier Tore reichen in Spanien. Egal, wer pfeift."

von Martin Kloth, dpa

Quelle: ntv.de

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