Afghanistan-Einsatz Die Niederlande zögern
09.10.2007, 21:28 UhrDie Niederlande tun sich schwer mit einer Entscheidung über die Verlängerung ihres Truppeneinsatzes in Afghanistan. In der unruhigen Provinz Uruzgan, wo mehr als 1.600 niederländische Soldaten stationiert sind, werden die Taliban immer stärker. Sie hätten ihr Tempo erhöht und die Effektivität verbessert, heißt es einem Bericht der Regierung in Den Haag.
Bis zum 1. August 2008 ist der niederländische Einsatz befristet. Die NATO hat um Verlängerung gebeten. Die große Koalition unter dem christdemokratischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende will auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dem Ruf aus Brüssel vorschnell zu folgen. Denn es gibt viele Kritiker des Einsatzes, in den Medien und im Parlament. Mitte September bat die Regierung um Bedenkzeit, der Beschluss wird nun bis Monatsende erwartet.
Aber der Druck ist groß: NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer, selbst Niederländer, hat es öffentlich für geradezu undenkbar erklärt, dass seine Landsleute den Hindukusch verlassen. Die niederländischen Militärs halten ihre Mission, bei der schon fünf Soldaten getötet worden sind, weiterhin für erfüllbar. Sie brauchen aber Verstärkung. Die Regierung hofft, dass sich noch ein drittes Land in Uruzgan engagiert. Neben Niederländern führen dort jetzt Australier das Kommando.
Verteidigungsminister Eimert van Middelkoop hatte schon im Sommer angedeutet, dass die Regierung zu einer Verlängerung neigt. Der taktische Fehler brachte ihm heftige Kritik ein. Dann muss der Beschluss durchs Parlament gebracht werden. Innerhalb der Koalition gibt es bei der sozialdemokratischen Arbeitspartei (PvdA) die meisten Kritiker der Afghanistan-Mission. Doch ließ ein Parteitag den Parlamentariern viel Bewegungsfreiheit. Beobachter gehen davon aus, dass eine Mehrheit im Parlament einer Verlängerung des Einsatzes zustimmen wird.
Von Thomas P. Spieker, dpa
Quelle: ntv.de