Zehn beste Freunde Eine Boygroup und ein Banker
09.04.2010, 19:11 UhrFreunde gibt es nur wenige in der Politik, doch Merkel kann zumindest auf einen großen Kreis von Loyalen, Sympathiesanten oder solidarischen Frauen zurückgreifen.
Beate Baumann
An Beate Baumann führt kein Weg vorbei. Zumindest nicht, wenn man mit Angela Merkel in Kontakt treten möchte. Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet sie mit Merkel zusammen, ihre Büroleiterin wurde sie erstmals 1995 im Bundesumweltministerium. Seitdem ist sie nicht mehr von Merkels Seite gewichen, Baumann blieb Büroleiterin - in der CDU-Zentrale, in der Zeit Merkels als Fraktionschefin der Union und schließlich auch im Bundeskanzleramt. Schon im Konrad-Adenauer-Haus, als Merkel Generalsekretärin der CDU war, übernahm Baumann zeitweilig auch die Leitung des Planungsstabs. Büroleiterin greift deshalb als Bezeichnung für die 44-Jährige zu kurz.
Die Boygroup der Pizza-Connection
Mitte der 90er Jahre, als sich die CDU und die Grünen noch spinnefeind waren, unternahmen einige junge Abgeordnete in Bonn den Versuch, das Misstrauen zu überwinden. Unionspolitiker und Grüne trafen sich beim Italiener "Sassella". In der Runde von CDU-Seite dabei: Hermann Gröhe, heute Generalsekretär; Peter Altmaier, seit der Bundestagswahl Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag; Ronald Pofalla, erst Generalsekretär, nun Kanzleramtschef; Eckart von Klaeden, der 2009 als Staatsminister ins Kanzleramt ging; Bundesumweltminister Norbert Röttgen; Armin Laschet, derzeit Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen; Andreas Krautscheid, seit kurzem Generalsekretär der CDU in NRW. Im "Sassella" war Merkel nicht dabei. Dennoch wurde aus der Pizza-Connection Merkels "Boygroup". An Merkel würde Schwarz-Grün sicherlich nicht scheitern.
Alice Schwarzer
Die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma" machte sich schon früh für eine mögliche Kanzlerin stark und outete sich 2002 als Merkel-Fan. Sie habe beeindruckt, wie Merkel sich erfolgreich gegen die Männer in der CDU durchgesetzt habe, verriet sie damals. Als Kanzler Schröder sich dann trotz einer knappen Niederlage gegen Merkel in der Elefantenrunde des Wahlabends als uneinsichtiger und arroganter Verlierer präsentierte, solidarisierte sich Schwarzer mit vielen anderen Frauen und Männern öffentlich mit Merkel. In einem "Appell 33" forderten sie die Parteien auf, den Wahlsieg der CDU und damit Merkels endlich anzuerkennen. Die beiden Frauen treffen sich regelmäßig, sollen Duzfreundinnen sein und sich trotz teils unterschiedlicher politischer Ansichten persönlich schätzen.
George W. Bush
Schon zu Oppositionszeiten setzte die CDU-Chefin auf ein gutes Verhältnis zum damaligen US-Präsidenten. Sie kritisierte Schröders striktes Nein gegen den Irakkrieg und musste sich im Gegenzug den Vorwurf gefallen lassen, sich bei Bush anzubiedern. Als Merkel 2005 ins Kanzleramt zog, dürfte sich der Präsident deshalb sehr gefreut haben. Merkel und Bush ließen kaum eine Gelegenheit aus, ihr gutes Verhältnis zu betonen. Merkel bekam 2006 sogar eine spontane Nackenmassage vom Präsidenten verpasst. Bush lobte ihren Stil und Humor. "Sie ist mir gegenüber sehr direkt, und das schätze ich. Ich beschäftige mich lieber mit jemandem, der sagt: 'Das ist meine Meinung, was denkst du?', als mit jemandem, der nicht Klartext spricht und seine Position deutlich macht", sagte Bush 2007.
Volker Kauder
Der Fraktionschef von CDU und CSU im Deutschen Bundestag gilt als enger Vertrauter und loyaler Mitarbeiter seiner Parteichefin, deren Generalsekretär er bereits war. Die Grundlage für das gute Verhältnis zu Merkel legte Kauder in seiner Zeit als Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion von 2002 bis 2005. Als Merkels General warf er sich für seine Chefin in den Ring, auch als es um die Kanzlerkandidatur 2005 ging. "Ich werde dafür sorgen, dass jeder in der Partei loyal zu Angela Merkel steht", sagte Kauder damals. Und, mit Blick auf Edmund Stoiber, dass es an der CDU sei, den Kandidaten zu stellen. Als Fraktionschef sorgt er seit 2005 dafür, dass die Abgeordneten der CDU-Chefin folgen. In den vergangenen Monaten häufen sich allerdings kleinere Missstimmungen was den politischen Kurs angeht. So macht sich Kauder etwa gegen Umweltminister Röttgen für die Atomkraft stark und pocht immer wieder auf das konservative Profil der Union. 2007 kam es sogar zu einem öffentlichen Streit mit Merkel, als sich Kauder gegen die Kinderbetreuungspläne von Familienministerin von der Leyen wehrte.
Die Grünen
Öffentlich beteuert Merkel immer wieder, dass sie keine Koalition mit den Grünen anstrebe. Zuletzt erst wieder mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Doch viele Indizien sprechen dafür, dass die CDU-Chefin ganz bewusst die schwarz-grüne Perspektive sucht. Seit 2008 ist in Hamburg das erste Bündnis mit den Grünen Wirklichkeit, im Saarland regieren Grüne und CDU gemeinsam mit der FDP. Dass sich Merkel zudem in maßgeblichen Führungspositionen mit Mitglieder der sogenannten Pizza-Connection umgibt, bestärkt den Verdacht, dass die Grünen ein potenzieller Koalitionspartner werden könnten. Zumal auch Merkels Biografie dafür spricht: Nach der Wende 1989 war sie im Demokratischen Aufbruch engagiert, eine Bewegung mit sozial-ökologischen Wurzeln, die dann aber in der CDU aufging. Kollegen aus der Akademie der Wissenschaften in der DDR erklärten später, sie hätten sich Merkel auch bei den Grünen vorstellen können. Ihr Biograf Gerd Langguth kann sich gut vorstellen, dass es Merkel "vielleicht sogar ein großes Vergnügen" wäre, "Frau Künast und Herrn Trittin zu domestizieren".
Erika Steinbach
Der Streit um die Besetzung des Stiftungsrats für die Vertriebenen-Gedenkstätte war eine echte Belastung für das Verhältnis der CDU-Chefin zur Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV). Erika Steinbachs Kandidatur für den Rat sorgte für Verstimmungen mit Polen und Merkels Koalitionspartnern - erst bei der SPD, dann bei FDP-Chef Guido Westerwelle. Steinbach war schließlich zum Verzicht bereit, stellte aber weitreichende Bedingungen. Merkel fiel lange Zeit vor allem durch ihr Schweigen in dem Streit auf, im Frühjahr 2009 stellte sie sich dann aber deutlich hinter Steinbach. "Es sind Angriffe getan worden, die jeder Grundlage entbehren", sagte Merkel auf dem BdV-Jahresempfang und ließ Steinbach weiter gewähren. Die bedankte sich mit lobenden Worten bei Merkel: "Ohne Ihr Wollen und ohne Ihre Solidarität gäbe es die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung nicht."
Josef Ackermann
Die Nähe zur Macht schmeichelt, davon sind selbst die Mächtigsten nicht frei. Wohl nur so lässt sich erklären, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im ZDF von seinem Geburtstagsessen im Kanzleramt schwärmte. "Sie hat mir damals gesagt, sie würde gerne etwas für mich tun. Ich solle doch einmal etwa 30 Freunde und Freundinnen einladen aus Deutschland und der Welt, mit denen ich gerne einen Abend zusammen sein würde im Kanzleramt. Und ich muss ihnen sagen, es war ein wunderschöner Abend." Dass Merkel als CDU-Chefin und Kanzlerin einen guten Draht zu Deutschlands mächtigstem Banker braucht, ist leicht zu verstehen. Ob Finanzkrise oder aktuell die Griechenland-Pleite, Merkel muss sich auf Ackermanns Einsatz verlassen können. Als er nach dem Verkauf von Mannesmann 2003 vor Gericht stand, verteidigte die damalige Oppositionsführerin den Bankenchef und sprach von einem "Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland".
Nicolas Sarkozy
Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und Angela Merkel pflegen ein ambivalentes Verhältnis. Öffentlich beteuern sie ihre guten Beziehungen, herzen sich und loben den jeweils anderen Partner. Hinter den Kulissen kämpfen beide knallhart um ihre nationalen Interessen: ob beim EU-Vertrag, dem Flugzeugbauer Airbus oder möglicher Hilfen für das verschuldete Griechenland. Trotzdem ist das Verhältnis mit der zunehmenden Amtszeit Sarkozys und Merkels besser geworden. Beide wissen, dass sie nichts ohne den jeweils anderen erreichen können. Im Fall der Griechenland-Hilfe hat die Zusammenarbeit funktioniert, auch wenn Merkels Ideen den deutsch-französischen Lösungsvorschlag für die EU dominieren. Beim nächsten Mal setzt sich dann vielleicht wieder Sarkozy durch.
Die Nationalelf
Es war Sommer und sie 52. Von ihrer Liebe wussten wir nicht viel … 2006 wurde Deutschland vom Fußball-Fieber überrollt und Merkel zeigte ihren verblüfften Wählern, dass auch sie ein glühender Fan sein kann. Unvergessen diese Bilder, wie sie neben Staats- und Regierungschefs anderer Länder oder im Beisein des DFB-Präsidenten in nahezu kindlichen Jubel verfiel. Bei einer Politikerin, die sonst nur sehr dosiert und wohl überlegt ihre Gefühle zeigt, entfalten solche Bilder eine noch stärkere Wirkung. Nicht erst seit dem Sommermärchen zeigt sich Merkel regelmäßig bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft auf der Tribüne. Auch Besuche in der Mannschaftskabine gehören für die Bundeskanzlerin dazu. Nationalspieler Schweinsteiger stellte in einem Interview mit der "Zeit" klar, dass Merkel weiß, was Abseits heißt: "Sie hat wirklich Ahnung vom Fußball."
Quelle: ntv.de