Unermüdlich im Einsatz Friedensstifter Kofi Annan
11.10.2008, 15:28 UhrAm Ufer des Victoriasees ankern kenianische Fischerboote, die mit seinen Porträt bemalt sind. In Nairobi fahren Matatus (Sammeltaxen) mit einem Poster des "Eminent Peacemaker" an der Heckscheibe: Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan genießt in Kenia hohes Ansehen als Friedensstifter.
Viele Menschen aller Gesellschaftsschichten des ostafrikanischen Landes sind fest davon überzeugt, dass es vor allem dem 70 Jahre alten Diplomaten aus Ghana zu verdanken ist, dass Kenia nach den Präsidentenwahlen im vergangenen Dezember und blutigen Unruhen nicht völlig in Gewalt und Bürgerkrieg versank. Nicht zuletzt wegen seiner Bemühungen um einen friedlichen Ausweg aus dem erbitterten Machtkampf in Kenia wird der unermüdliche Friedensstifter Annan an diesem Samstag in Münster mit dem Preis des Westfälischen Friedens geehrt.
Ringen um eine friedliche Lösung
"Eigentlich hätte er dafür noch einmal den Friedensnobelpreis verdient", ist in Kenia oft über Annans Ringen um eine friedliche Lösung zu hören. Denn ehe er in wochenlangen Verhandlungen den umstrittenen Präsidenten Mwai Kibaki und den damaligen Oppositionsführer Raila Odinga zur Teilung der Macht im Rahmen einer großen Koalition überzeugen konnte, waren schon der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu oder der damalige Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU) und ghanaische Präsident John Kufuor bei ihren Vermittlungsversuchen gescheitert. Annan, der in Krisen oft unerschütterliche Ruhe bewies, verlor damals fast selbst die Geduld und drohte mit seiner Abreise - bis sich die Kontrahenten zur Zusammenarbeit entschlossen.
Nicht nur in Afrika genießt Annan wegen dieses Erfolges und seines Einsatzes für eine friedlichere, gerechtere Welt, hohe moralische Autorität. Seit dem Abschied von den Vereinten Nationen Ende 2006 kann von einem beschaulichen Ruhestand an seinem Wohnort Genf keine Rede sein. Annan ist Mitglied im Rat der "Elders", einer Gruppe ehemaliger politischer Führer, zu denen unter anderen der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela und Ex-US-Präsident Jimmy Carter gehören. Besonders liegt Annan die Entwicklung seines besonders stark vom Klimawandel, Dürre und Hunger betroffenen Heimatkontinents am Herzen. So engagiert er sich im Bündnis für eine Grüne Revolution für Afrika, das für Agrarreformen und eine verbesserte Lebensmittelsicherheit in Afrika kämpft.
In Ruanda gescheitert
Annan war der erste UN-Generalsekretär, der aus den Reihen der UN kam. Er arbeitete unter anderem beim UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, leitete den Einsatz der Friedensmissionen. In diese Zeit fiel mit dem Völkermord in Ruanda auch eine der tragischsten Erfahrungen der Staatengemeinschaft. "Die internationale Gemeinschaft ist in Ruanda gescheitert und das muss bei uns immer ein bitteres Bedauern hinterlassen", sagte er einmal und gab zu, dass viele seiner Entscheidungen als UN-Generalsekretär von der Erfahrung in Ruanda geprägt waren.
Quelle: ntv.de