1.Pole, 1. Sieg, 1. WM-Titel? Hamilton begeistert weiter
10.06.2007, 14:15 UhrPapa Anthony hatte feuchte Augen, Lewis Hamilton selbst streckte schon auf der Auslaufrunde jubelnd die Arme aus dem Cockpit. Das neue Wunderkind der Formel 1 hatte in Montreal mit der ersten Pole Position einen weiteren Meilenstein gesetzt.
"Das war der nächste Schritt", sagte der McLaren-Mercedes-Pilot forsch. Mit einem breiten Grinsen stellte er danach noch einen ungewöhnlichen Vergleich auf: "Das ist besser als Sex."
Hoffnungsträger in England
Dem 22 Jahre alten Briten fehlen jetzt nur noch zwei Stufen zum ersehnten Ziel aller englischen Motorsport-Fans: der erste Sieg und der WM-Titel. Beides könnte für den wegen seiner Hautfarbe schon als "Tiger Woods der Formel 1" bezeichneten Hamilton bereits in dieser Saison möglich sein.
Denn so beeindruckend wie er ist seit dem Kanadier Jacques Villeneuve 1996 kein Fahrer mehr in die Königsklasse eingestiegen. In den ersten fünf Rennen immer aufs Podium zu fahren, hatte vor ihm sogar noch niemand geschafft. Nach dem Großen Preis von Spanien in Barcelona führte Hamilton als jüngster Fahrer aller Zeiten die Gesamtwertung an.
Im Motorsport-Mutterland England ist der zurückhaltende junge Mann der Hoffnungsträger, der den enthusiastischen Fans den ersten Titel seit Damon Hill 1996 bescheren soll. Deshalb wird er schon von Paparazzi verfolgt wie sonst fast nur Mitglieder der Königsfamilie.
"Der Junge ist ein Genie"
"Er hat alles, was man braucht, um Weltmeister zu werden. Der Junge ist ein Genie", hatte Englands Formel-1-Ikone Sir Stirling Moss schon nach Hamiltons drittem Platz beim Debüt in Melbourne gesagt.
Für den dreimaligen Weltmeister Niki Lauda ist der Junge aus der Provinz Hertfordshire der beste Neuling aller Zeiten: "Sowas habe ich jedenfalls noch nicht gesehen", meinte der Österreicher. Seitdem müssen die Reporter nach jedem Rennen neue Superlative für Hamilton finden. Er selbst meint passend zur Werbekampagne des Team-Hauptsponsors immer nur: "Ich lebe meinen Traum."
Passion für den Motorsport
Begonnen hatte dieser für Hamilton im Alter von 12 Jahren, als er bei einer Preisverleihung mutig Ron Dennis angesprochen hatte. "Ich möchte eines Tages für ihr Formel-1-Team fahren", sagte er damals. "Er kam auf mich zu, war aber noch so klein, dass er zu allen aufschauen musste", erinnert sich der McLaren-Chef an den ersten Kontakt zu Hamilton, dessen Großeltern in den fünfziger Jahren aus Grenada nach England gekommen waren.
"Ich habe zu ihm gesagt: Wenn du die diesjährige Kartmeisterschaft gewinnst, dann komm wieder. Ein Jahr später stand er vor mir: Ich habe die Meisterschaft gewonnen."
Dennis nahm Hamilton unter seine Fittiche und unterstützte ihn gemeinsam mit Mercedes-Benz in der Formel-3-Euroserie und der GP2 - beide Serien gewann er souverän. "Er hat eine Riesen-Passion für den Motorsport. Und das ist das, was er mit Leib und Seele will", meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Er hat aus seiner Ausbildung etwas gemacht und ist zudem ein ganz feiner Mensch mit viel Charme, Witz und Humor."
von Thomas Straka, sid
Quelle: ntv.de