Dossier

Der Mann, der zu Suu Kyi schwamm John Yettaw im Porträt

John Yettaw führte ein unstetes Leben, musste viele Probleme bewältigen. In den 1980er Jahren wandte er sich den Mormonen zu, wurde tief religiös.

John Yettaw führte ein unstetes Leben, musste viele Probleme bewältigen. In den 1980er Jahren wandte er sich den Mormonen zu, wurde tief religiös.

(Foto: dpa)

Mit seinem Sendungsbewusstsein hat es der US-Amerikaner John Yettaw zwar in die internationalen Schlagzeilen geschafft, den Verfechtern der Demokratie im diktatorisch regierten Birma aber einen Bärendienst erwiesen.

Der Mormonenpriester mit dem leicht fanatischen Blick ist wieder in Freiheit. Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die er mit seinem ungebetenen Besuch in größte Schwierigkeiten gebracht hatte, sitzt dagegen weiterhin im Hausarrest in ihrem Haus in Rangun.

In seiner Heimat im Mittleren Westen der USA gilt der 53-jährige zwar als etwas verschroben, aber als einer, der immer nur das Beste will. "Er hat eine Idee, er legt los, macht es und bekommt Ärger", meinte seine derzeitige Frau Betty jüngst laut dem Magazin "Time". Yettaw ist nach Erzählungen seiner Verwandten und Nachbarn tief religiös, hat allerdings unter anderem mit einem Alkoholproblem zu kämpfen. Ex-Ehefrau Yvonne vermutet, dass der frühere US-Soldat seinen kurzen Einsatz im Vietnam-Krieg in den 70er Jahren, in dem er auch eine Kopfverletzung erlitten habe, immer noch nicht verarbeitet hat und unter einem "posttraumatischen Stresssyndrom" leidet.

Der Demokratiebewegung geschadet

Der Vater von sieben Kindern hat noch weitere Lebenskatastrophen zu verarbeiten. Sein Vater verließ die Familie, als John zwei Jahre alt war, die Mutter verfiel dem Alkohol, von Detroit kam der Junge zu Verwandten nach Kalifornien. Seine vier älteren Geschwister starben - eine Schwester ertrank beim Schwimmen, ein Bruder beging in der Psychiatrie Selbstmord. Mit 16 lief John dann von seinen Pflegeeltern fort, hauste ein Jahr in seinem Auto und ging zur Armee, bei der er ein knappes Jahr vor allem in Deutschland aber auch in Vietnam verbrachte. Auch danach blieb sein Leben unstet. Yettaw wurde viermal geschieden und siebenmal Vater. Einmal brannte sein Haus ab. Seinen Sohn Clint verlor Yettaw vor zwei Jahren bei einem Motorradunfall.

Schon Mitte der 1980er Jahre wandte er sich den Mormonen zu, wurde tief religiös. Mehrfach hatte er Visionen - zuletzt sah er angeblich einen Terroranschlag auf Suu Kyi voraus. Bei seinem jüngsten "Abenteuer" zeigte Yettaw Ausdauer und Beharrungsvermögen. Bereits im November vergangenen Jahr durchschwamm er den Iyun-See zu Suu Kyis Anwesen. Damals konnten Angestellte ihn aber noch abwimmeln. Er übergab ihnen lediglich eine "Mormonen-Bibel". Beim zweiten "Besuch" Yettaws hatte die 64-Jährige offenbar Mitleid mit dem ungebetenen Gast. Suu Kyi beherbergte ihn, bis er zwei Tage später wieder zurückschwamm. Dabei musste er immerhin gut drei Kilometer zurücklegen - mit selbst gebastelten Schwimmflossen.

Die birmanische Opposition war über die Aktion des "selbst ernannten Retters" (das Magazin "The Irrawaddy") erbost. Die Aktion habe der Demokratiebewegung mehr geschadet als genutzt, ist sie sich einig. Und Yettaws aktuelle Ehefrau Betty sagte dem Nachrichtensender CNN, wenn es irgendetwas Positives gebe, dann sei es, dass die Amerikaner jetzt wüssten, wo Birma liegt. Ehemann John kann nun in seinen Wohnwagen in den Wäldern von Missouri zurückkehren, in dem er seit einigen Jahren haust. Dort warten immerhin noch vier seiner Kinder auf ihn.

Quelle: ntv.de, Jörg Fischer, dpa

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