Tattoo zum Kirchentag Jugendliche campieren in Köln
03.06.2007, 18:27 UhrNoch ein bisschen verschlafen schaut Sebastian drein. Die erste Nacht im Internationalen Jugendcamp in Köln hat den 14-jährigen Blondschopf aus Schweden sichtlich mitgenommen. Zuerst die stundenlange Anreise von Stockholm bis an den Rhein und dann der Hochbetrieb beim Quartierbeziehen im Zeltlager. Sebastian, seine zwei Freunde und 200 weitere Jugendliche verschiedener Religionen haben am Wochenende im Kölner Jugendpark ihre Zelte aufgeschlagen. Für sie hat der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag (6. bis 10. Juni) schon fünf Tage vor dem offiziellen Start begonnen - mit interreligiöser Begegnung und ökumenischem Zusammenleben.
"Ich teile mir mit meinen Freunden aus Schweden und ein paar Jungs aus Deutschland das Zelt", erzählt Sebastian, der gerade vom Spinnen-Fußball kommt. "Man läuft dazu auf allen Vieren und spielt dabei Fußball", erklärt der 14-Jährige die Sportart.
"So ein Zeltlager hat es zu einem Evangelischen Kirchentag noch nie gegeben", sagt Anja Franke, stellvertretende Organisatorin des Internationalen Jugendcamps der Evangelischen Landeskirche im Rheinland. Allein zwei Drittel der Teilnehmer zwischen 14 und 25 Jahren seien für das einwöchige Zeltlager aus dem Ausland, teils sogar aus Brasilien oder Tansania, angereist.
Dementsprechend vielfältig sind auch die Religionszugehörigkeiten: Von Christen aus Deutschland über eine muslimische Frauenfußballmannschaft aus Palästina bis hin zu Juden aus Israel seien alle Glaubensrichtungen vertreten, sagt Franke.
Neben Gottesdiensten, Andachten und Gebeten stehen auch Besuche des Kölner Doms, einer Synagoge und einer Moschee auf dem Plan. Dazu kommen Aktionen wie Gruppenarbeiten zu Themen wie Menschenrechte oder Theaterstücke zur Gewalt. Viele Ergebnisse werden dann auf dem Kirchentag präsentiert.
Die 16-jährige Miliga war beim Eröffnungsgottesdienst und hat danach fleißig Perlenketten gebastelt. Dabei hat die russisch-orthodoxe Schülerin aus Serbien erste Kontakte geknüpft. "Ich habe schon ein Mädchen aus Thailand kennen gelernt", erzählt sie. Zwar habe es anfangs mit der Verständigung etwas gehapert, aber das sei nicht weiter schlimm.
Derweil lässt sich Sebastian verträumt in seinen Stuhl fallen und schmiedet schon Pläne für die nächsten Tage: Noch vor Beginn des Kirchentages soll ein "Tattoo" die Schulter des angehenden Konfirmanden schmücken.
Von Fabian Wahl, dpa
Quelle: ntv.de