Dossier

Rückkehr an die Saar Lafontaine will an die Spitze

Im Saarland plant Oskar Lafontaine im kommenden Jahr den ganz großen Coup: Der Linken-Chef strebt in seiner Heimat eine rot-rote Regierung an - mit ihm als Ministerpräsidenten. Gut ein Jahr vor der Landtagswahl will er sich auf dem ersten Landesparteitag von "Die Linke Saar" in Neunkirchen zum Spitzenkandidaten küren lassen. Dass der langjährige SPD-Ministerpräsident des Landes mit neuem Parteibuch wieder in die Staatskanzlei einzieht, erscheint Umfragen zufolge tatsächlich denkbar. CDU-Amtsinhaber Peter Müller stellt sich schon auf einen Zweikampf mit Lafontaine ein. Der SPD und ihrem Chef Heiko Maas droht dagegen die Gefahr, dazwischen zerrieben zu werden.

Der Linken-Landesvorsitzende Rolf Linsler, der selbst jahrelang der SPD angehörte, rechnet nach eigenen Worten mit einem "überragenden Ergebnis" für Lafontaine. Er weiß genau, dass die Linken ohne ihren designierten Spitzenkandidaten nicht von der Regierungsmacht träumen bräuchten: Das Ergebnis wäre dann nicht zweistellig, räumt der frühere saarländische Verdi-Chef freimütig ein. Doch mit dem 64-jährigen Lafontaine an der Spitze nennt Linsler als Zielmarke 20 Prozent plus x. Eine Forsa-Umfrage im März sah die Linke sogar bei 29 Prozent, während die SPD nur bei 16 Prozent lag.

Gute Chancen auf den zweiten Platz

Zwar spricht auch Linsler noch von "Wunschdenken". Doch es bestehe die Chance, im Saarland zweitstärkste Partei zu werden, sagt der Landesvorsitzende. SPD-Chef Maas wiederum will sich mit der Frage einer Juniorpartnerschaft gar nicht erst befassen und geht fest davon aus, dass die Sozialdemokraten am Ende vor den Linken liegen. Allerdings schließt er anders als die hessische SPD ein Bündnis mit diesen nicht kategorisch aus. Damit bliebe ihm zumindest im Fall der Regierungsbildung der Vorwurf des Wortbruchs erspart, dem sich Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti wegen ihrer Pläne für eine von den Linken tolerierte rot-grüne Minderheitsregierung derzeit ausgesetzt sieht.

Sollte die SPD vor den Linken liegen, würde auch Lafontaine nicht in den saarländischen Landtag zurückkehren. Denn er steht nur für das Amt des Ministerpräsidenten zur Verfügung, ansonsten will er in Berlin bleiben. Für Linsler ist das kein Problem - im Gegenteil: Maas sei Auszubildender bei Lafontaine gewesen, und da könne doch dann nicht der Meister bei ihm in die Lehre gehen, sagt der Linken-Chef. Über Jahrzehnte ging in der saarländischen SPD nichts ohne Lafontaine: Fast zwei Jahrzehnte war er Landesvorsitzender, von 1985 bis 1998 Ministerpräsident. Und als ein Ziehsohn des einstigen Übervaters der Saar-SPD galt auch Maas.

SPD in Nebenrolle

Heute muss der 41-Jährige aufpassen, dass ihm im Wahlkampf nicht nur eine Nebenrolle zukommt. CDU-Ministerpräsident Müller, der seit neun Jahren in Saarbrücken mit absoluter Mehrheit regiert, stellt sich bereits auf einen Zweikampf mit seinem Amtsvorgänger ein: "Das Duell Müller/Lafontaine ist spannend. Mit der Kandidatur von Oskar Lafontaine ist die Chance verbunden, den Menschen deutlich zu machen, dass diese Wahl eine Richtungswahl für unser Land ist", sagte Müller der "Financial Times Deutschland".

Richtungsweisend ist die Wahl aber nicht nur für das Saarland. Wenn dort die Bürger zu den Wahlurnen gerufen werden, wird dies bundesweit mit Spannung beobachtet werden. Dies liegt auch daran, dass die Wahl voraussichtlich kurz vor den wohl am 27. September stattfindenden Bundestagswahl angesetzt wird. Einen genauen Termin will die Landesregierung Anfang kommenden Jahres bekanntgeben. Sicher ist aber bereits, dass die Saarländer nicht an einem Tag Landes- und Bundestag neu wählen sollen. Der Wahlkampf dürfte jedenfalls schon an diesem Samstag beginnen, wenn Lafontaine offiziell zum Linken-Spitzenkandidaten in seiner Heimat gekürt wird.

Carsten Hauptmeier, AFP

Quelle: ntv.de

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