Dossier

Klick-Klack, der Nagelpfleger kommt Maniküre in Kinshasa

Autos hupen, Straßenverkäufer bieten ihre Waren an, Musik dröhnt aus einer der vielen Freiluftkneipen und zwischendrin ist ein zartes, aber beständiges Klick-Klack zu hören. Urheber des Geräusches ist ein schmächtiger Mann, der zwischen großen Pfützen und Müllhaufen die ungeteerte Straße entlang schlendert und mit einer Hand zwei kleine Flaschen rhythmisch gegeneinander schlägt. Emmanuel Mwanza verdient seinen Lebensunterhalt als mobiler Nagelpfleger in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Etwa 20 Cent kostet es, sich die Fuß- oder Fingernägel frisch lackieren zu lassen.

Marcelline, eine Mutter von vier Kindern, nutzt das Angebot regelmäßig. In Kinshasa läuft fast jeder in offenen Schuhen herum, da nutzt sich der Lack schnell ab. "Ich habe gern frisch lackierte Nägel", sagt sie und entscheidet sich für ein grelles Pink, das gut zu ihren rosa Sandalen passt. Marcelline war auf Emmanuel aufmerksam geworden, als sie sich in der Nähe eines Büros der Stadtverwaltung die dort ausgehängten Ergebnisse der Stichwahl vom vergangenen Sonntag anschaute.

Der schläfrige Beamte, der dort seinen Dienst an einem Holzschreibtisch versieht, bietet ihr gleich einen Stuhl an. Emmanuel kniet vor ihr nieder und schiebt ihr eine der kleinen Flaschen unter den Fuß, so dass die Zehen in der Luft hängen. Aus einer Stofftasche holt er Watte und Nagellackentferner und reibt energisch den alten Lack von den Zehennägeln.

"Ich mache den Job schon seit zwölf Jahren", erzählt Emmanuel. "Wenn es gut läuft, habe ich bis zu 40 Kunden am Tag." Sein Einkommen reiche gerade so aus, um für seine Frau und seine beiden Kinder zu sorgen. "Es ist gut, dass ich überhaupt Arbeit habe", sagt er mit schüchternem Lächeln. Für eine Sorte Nagellack bezahlt er etwa 50 Cent. "Ich habe elf verschiedene Farben zur Auswahl", sagt er und reiht die Fläschchen nebeneinander auf. Kongo ist ein buntes Land, und Kongolesinnen lassen sich die Nägel nicht nur in dezenten Rottönen, sondern auch in schillerndem Blau und Grün lackieren.

Emmanuel hat viele Kollegen in Kinshasa, die mit ihren klackernden Fläschchen auf sich aufmerksam machen. Sie sind die typischen Vertreter des "informellen Sektors", in dem etwa 90 Prozent aller Kongolesen arbeiten. Geregelte Arbeit mit konstantem Einkommen ist im Kongo kaum zu finden. Die mobilen Nagelpfleger haben keineswegs nur Kundinnen: Auch Männer lassen sich gern unter einem der bunten Sonnenschirme der Straßenhändler ihre Nägel säubern und feilen. Kongolesen sind dafür bekannt, dass sie viel Wert auf Äußeres legen und gern Markenkleidung und Schmuck tragen, egal ob echt oder imitiert.

"Ich laufe viel in den Straßen auf und ab, aber manche Kunden besuche ich auch regelmäßig zu Hause", sagt Emmanuel, der in der Hocke kauert und rasch und präzise den Pinsel über die Nägel zieht. Nach etwa zehn Minuten ist er mit Marcellines Füßen fertig. Seine Kundin spreizt mit zufriedener Miene die frisch lackierten Zehen. "Jetzt sieht es wieder gut aus", sagt sie und reicht ihm die rechte Hand, um sich die Nägel in der gleichen Farbe lackieren zu lassen.

Von Ulrike Koltermann, dpa

Quelle: ntv.de

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