Geld kann man nicht essen Öl-Herrscher kaufen Land
01.06.2008, 10:10 UhrHarte Petrodollar kann man nicht essen. Das haben die Menschen in den arabischen Öl-Monarchien am Golf in den vergangenen Monaten schmerzlich zu spüren bekommen. Denn obwohl der extrem hohe Ölpreis derzeit Monat für Monat viel Geld in die Staatskassen von Saudi-Arabien, Abu Dhabi, Katar und anderen Staaten der Region spült, sind viele Einwohner dieser Länder heute ärmer als noch vor Jahresfrist.
Das liegt an den hohen Nahrungsmittelpreisen auf dem Weltmarkt. Diese treffen die Wüstenstaaten besonders hart, weil sie mehr als 80 Prozent des Bedarfs ihrer rapide wachsenden Bevölkerung über Importe decken müssen. Um die wegen der hohen Nahrungsmittelpreise davon galoppierende Inflation zu stoppen, haben die Herrscher am Golf jetzt eine neue Strategie entwickelt: Sie kaufen ungenutzte landwirtschaftliche Flächen und betätigen sich als Großbauern in armen Ländern wie Pakistan, Thailand und dem Sudan.
Der bahrainische Handelsminister Hassan Fachro reiste Mitte Mai nach Thailand, um dort konkrete Vorbereitungen für den Anbau von Jasmin-Reis zu treffen, der den Einwohnern von Bahrain künftig als Alternative zu dem dort so beliebten Basmati-Reis schmackhaft gemacht werden soll. Die private Investitionsgesellschaft Abraaj Capital mit Sitz in Dubai will sich mit der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zusammentun, um in Pakistan gemeinsam im großen Stil Land zu kaufen und landwirtschaftliche Großunternehmen aufzubauen. Die Idee dahinter ist, dass der Staat selbst als Produzent und Händler auftritt, wodurch Gewinne von Zwischenhändlern wegfallen, was letztlich zu niedrigeren Preisen führen soll.
Im Zeichen der Globalisierung
In gewisser Weise schließt sich hier der Kreis der Globalisierung. Denn unter den Ausländern, die in den Emiraten rund 80 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind die Pakistaner nach den Indern die zweitgrößte Gruppe. Für sie wäre es, wenn die Lebensmittelpreise in den VAE weiter stiegen, zunehmend uninteressant, sich in dem arabischen Land als Manager oder Arbeiter zu verdingen.
Für die fruchtbaren Böden des Sudans, von denen ein großer Teil gar nicht oder nur in sehr unproduktiver Art und Weise genutzt wird, interessieren sich derzeit vor allem das reiche Golfemirat Katar und Saudi-Arabien. Doch im Norden des Sudans hat die ägyptische Regierung, die zwar weniger Kapital aber dafür traditionell enge Beziehungen zu Khartum hat, schon ihren Claim abgesteckt. Sie hat sich mit der Führung unter Präsident Omar al-Baschir darauf geeinigt, in der Nähe von Wadi Halfa, nahe der ägyptischen Grenze, jedes Jahr zwei Millionen Tonnen Weizen anzupflanzen. Das ist für die Ägypter in jedem Fall günstiger, als Weizen aus Übersee zu kaufen, wofür alljährlich ein großer Teil der Deviseneinkünfte des Landes verwendet wird.
König Abdullah von Saudi-Arabien hat sich derweil entschlossen, die Folgen der hohen Nahrungsmittelpreise nicht nur für die eigene Bevölkerung abzumildern. Das islamische Königreich, das der größte Ölproduzent der Welt ist, kündigte vergangene Woche eine großzügige Spende an. Mit 500 Millionen US-Dollar (322 Mio Euro) unterstützt Saudi-Arabien in diesem Jahr das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP).
Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa
Quelle: ntv.de