Dossier

Streitpunkt US-Militärpakt Raue Töne in Südamerika

Statt das Amt wegen der Spannungen zwischen Ecuador und Kolumbien weiterzugeben, wie Uribe das zuvor getan hat, übernahm Correa für ein Jahr die UNASUR-Präsidentschaft.

Statt das Amt wegen der Spannungen zwischen Ecuador und Kolumbien weiterzugeben, wie Uribe das zuvor getan hat, übernahm Correa für ein Jahr die UNASUR-Präsidentschaft.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Dass ausgerechnet Ecuadors linker Staatschef Rafael Correa die Präsidentschaft der Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR) übernommen hat, muss Kolumbiens konservativen Staatschef Àlvaro Uribe mächtig geärgert haben. Beide Regierungen sind sich in tiefer Abneigung verbunden und unterhalten seit 2008 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Deshalb kam Uribe auch nicht zum UNASUR-Gipfel in Ecuadors Hauptstadt Quito. Dabei ging es doch vor allem um ihn und Kolumbiens umstrittenen Militärpakt mit den USA.

Kolumbiens Staatschef Uribe blieb dem UNASUR-Gipfel fern.

Kolumbiens Staatschef Uribe blieb dem UNASUR-Gipfel fern.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Uribe hätte sich gewünscht, dass Correa den Präsidentschaftsstab wegen der dauernden Spannungen zwischen Ecuador und Kolumbien aus Gründen der Befangenheit weitergeben hätte, so wie er, Uribe, das zuvor gemacht hatte. Aber Correa ließ sich den "doppelten Amtsantritt" nicht nehmen und begann am Montag sein zweites Mandat als wiedergewählter Staatschef Ecuadors und übernahm zudem für ein Jahr als Erster unter Gleichen der zwölf südamerikanischen Länder die UNASUR-Präsidentschaft.

Die sind sich aber derzeit mit Blick auf Kolumbiens Pläne alles andere als einig. Bogotá will den USA Zutritt gewähren zu sieben Militärbasen im Land. 800 US-Soldaten und 600 Zivilisten sollen dort Dienst tun und Kolumbien im Kampf gegen die Plage des Drogenhandels und die damit aufs Engste verwobenen marxistischen FARC-Rebellen unterstützen. Die USA wollen sich so die Präsenz auf dem Subkontinent sichern, nachdem Ecuador ein Militärabkommen nicht mehr verlängerte, das im kommenden November nach zehn Jahren ausläuft.

"Der Wind des Krieges"

Die Pläne erhitzten die Gemüter vor allem in den linksregierten Ländern Venezuela, Bolivien und Ecuador. Der wortgewaltige venezolanische Staatschef Hugo Chávez donnert schon seit Wochen aus Caracas gegen Bogotá und Washington. Er spricht von "Aggression" und von "Verrat" an den südamerikanischen Völkern und vom "verrückten Nachbarn" Kolumbien. Und auch am Montag nahm er in Quito kein Blatt vor den Mund. Es wehe der "Wind des Krieges" durch Lateinamerika, warnte er.

Dicht an seiner Seite weiß er nicht nur Correa, sondern auch Boliviens Staatschef Evo Morales, der die UNASUR-Kollegen aufforderte, das kolumbianische Volk vor den US-Militärs zu retten. Quasi als Präludium zum Gipfel fror Venezuela, das eine rund 2500 Kilometer lange Grenze mit Kolumbien teilt, kürzlich die Beziehungen zu dem Nachbarland ein. "Das gilt", versicherte Chávez, auch wenn er den zurückbeorderten Botschafter wieder nach Bogotá entsandte.

Obama wehrt sich gegen Kritik

Die USA können den Unmut und die Skepsis, die nicht nur bei den "Links-Ländern" Südamerikas besteht, nicht verstehen. Erstens hätten die USA seit 20 Jahren Soldaten in Kolumbien und zudem bringe die Vereinbarung mitnichten einen dramatischen Politikwechsel, versichert kürzlich US-Sicherheitsberater James Jones bei einem Besuch in Brasilien.

Auch sein Chef, US-Präsident Barack Obama, äußerte sich indirekt indigniert über die Phalanx der US-Kritiker. In Mexiko, wo er am Nordamerika-Gipfel teilnahm, wehrte er sich gegen Kritik, sein Land tue zu wenig, um den gestürzten Präsidenten von Honduras, Manuel Zelaya, wieder ins Amt zu bringen. "Dieselben Kritiker, die sagen, die Vereinigten Staaten hätten zu wenig in Honduras interveniert, sind diejenigen, die kritisieren, wir intervenierten ständig und die Yankees sollten aus Lateinamerika weggehen", sagte er. "Beides kann man nicht haben." Zumindest die Kritiker des US-kolumbianischen Militärpakts wollen auch nur eins: Keine US-Truppen in Südamerika.

Quelle: ntv.de, Helmut Reuter, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen