Tatort Bundesversammlung Sodann im Rampenlicht
14.10.2008, 17:54 UhrPeter Sodann betritt für die Linken die Bühne der Bundespolitik. Der ehemalige "Tatort"-Kommissar bewirbt sich für das Amt des Bundespräsidenten - wohl chancenlos gegen Amtsinhaber Horst Köhler und SPD-Kandidatin Gesine Schwan. Sein nächster Tatort wird die Bundesversammlung am 23. Mai 2009 sein. Für Schwan bringt die Kandidatur des 72-Jährigen verminderte eigene Chancen, zumal Linken-Chef Oskar Lafontaine offen lässt, ob Sodann vor einem dritten Wahlgang zurückgezogen wird und die Linken dann für Schwan stimmen würden.
So einen Auftritt hat es im Reichstagsgebäude noch selten gegeben. Zuerst nominierte ihn die Fraktion per Akklamation mit lautem Beifall. Dann lobten Lafontaine und die zwei anderen führenden Linken, Gregor Gysi und Lothar Bisky, den Kandidaten als "Querdenker", "politischen Künstler", "rebellischen Geist" und als möglichen "Bundespräsidenten des Volkes". Dann ist Sodann - selbst nicht Parteimitglied - an der Reihe. Er steht scheinbar ratlos vor der roten Stellwand der Fraktion im dritten Stock. Er sagt: "Was soll ich jetzt sagen? Das ist alles ganz schwer."
Nachdenklich fährt er fort: "Ich hätte nie gedacht, dass einmal irgendjemand kommt und sagt: Willst Du nicht Bundespräsident werden?" Er könne kaum Nein sagen. Nur langsam wird deutlich: Der Mann hat eine Botschaft. Sodann führt Heinrich Heine an, um deutlich zu machen, dass Reiche seiner Meinung nach heute immer noch mehr dazu bekämen, Armen hingegen ihr Weniges noch genommen werde. Wenn er mit Ex-CDU-Minister Norbert Blüm die gemeinsame "Ost-West-Variet- Show" bestreite, zitiere er Goethe.
Metaphernreich, mit Gegenfragen und an vielen Stellen sehr grundsätzlich umreißt Sodann sein Ziel - gegen das Misstrauen, dass die Linken hier nur eine Show mit einem prominenten Zählkandidaten veranstalten, um nicht von vorneherein in der Bundesversammlung mit der SPD gemeinsame Sache machen zu müssen. Sodann: "Ich werde meine Kraft einsetzen, der Linken zu helfen, ihr Haus zu bauen." Am Fundament baue er nun mit, so dass andere später einziehen könnten.
Was hat er denn für eine Vision? "Ich löse jeden Morgen auf der Toilette ein Kreuzworträtsel", hebt der Sachse an. Auf 63 waagerecht sei unlängst ein anderes Wort für "Hirngespinst" gesucht worden - Utopie. Doch warum sollten Utopien Hirngespinste sein? "Wenn ein Volk keine Utopie mehr hat, dann ist es wohl tot", meint Sodann. Er wolle zumindest an einer friedlicheren und gerechteren Welt mitarbeiten, auch wenn das Ziel wohl so bald nicht erreichbar sei. Als einzigen konkreten Punkt nennt Sodann, Deutschland solle keine Soldaten mehr nach Afghanistan schicken.
Die Linken hoffen, dass der prominente Theater- und Fernsehmann bei der Wahl mehr als die eigenen 92 Stimmen in der Bundesversammlung für sich gewinnen kann. Schon 2005 wollte der Schauspieler ins politische Fach wechseln. Er liebäugelte mit einer Bewerbung für ein Bundestagsmandat der PDS. Ihm hätte aber das vorzeitige Aus als "Tatort"-Kommissar Ehrlicher gedroht. 2007 dann ging die Ehrlicher-Figur in Rente.
Quelle: ntv.de, Von Basil Wegener, dpa