Dossier

Was sagen die anderen Unsinniger Konfrontationskurs

Das Ausmaß des Konflikts zwischen Bahn und der GDL ruft zunehmend Unverständnis hervor. Die Verfahrenheit der Situation und die fehlende Bereitschaft zu einer Annäherung der Seiten verärgern und lassen an einer baldigen Lösung zweifeln.

Die "Märkische Allgemeine" glaubt nur an eine Beilegung des Streits, wenn sich der Druck von außen erhöht: "Der Bahn und den Lokführern geht es um tarifpolitische Prinzipien, die auf keinen Fall preisgegeben werden sollen. Ohne Druck von außen ist dieser Konflikt deshalb nicht zu lösen. Der könnte eintreten, wenn das Arbeitsgericht Chemnitz in der kommenden Woche entscheidet, ob die Lokführer ihren Streik auf den Güterverkehr ausdehnen dürfen. Denn dann verändert sich die Gefechtslage. Nur wenn auch Güterzüge und damit die Versorgung der Wirtschaft bestreikt werden können, werden die Lokführer der Bahn Zugeständnisse abringen. Allein mit Streiks im Regionalverkehr, die die Kunden mit bemerkenswerter Disziplin ertragen, ist dieser Kampf für die Lokführer nicht zu gewinnen."

Die "Südwest-Presse" ist überzeugt, dass auf eine erste Blamage weitere folgen werden: "Verfahren - das ist die beste Beschreibung der Situation bei den Verhandlungen der Lokführer mit der Deutschen Bahn über einen eigenen Tarifvertrag. Alle Beteiligten haben sich in ihren Positionen so tief eingegraben, dass eine Lösung schwer vorstellbar ist, bei der nicht mindestens eine Seite ihr Gesicht verliert. Die erste Blamage ist schon offensichtlich: Weil Bahnchef Hartmut Mehdorn und der übrige Vorstand das Problem nicht in den Griff bekommen, sondern es durch eine miserable Taktik von Tag zu Tag größer machen, übernimmt jetzt Aufsichtsratschef Werner Müller das Kommando. Er bringt die Streithähne an einen Tisch eine Ohrfeige für den Vorstand: Er kann's nicht."

Der "Fränkischer Tag" hofft auf ein Ende der Verbohrtheit: "Mit Bahnchef Hartmut Mehdorn trifft Schell auf einen Kontrahenten, der ihm in Sachen Hartnäckigkeit, besser: Dickköpfigkeit, in Nichts nachsteht. Auch wenn Schell und Mehdorn zurzeit vieles trennt, eines haben sie gemeinsam erreicht: Die Vermittler Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf werden nicht mehr helfen, die von ihnen vorgeschlagene Lösung war weder für Schell noch Mehdorn akzeptabel. Es ist bedrückend, dass erwachsene Leute nicht in der Lage gewesen sind, sich zu verständigen, sagte gestern ein Pro-Bahn-Sprecher und trifft damit genau ins Schwarze. Der unsinnige Konfrontationskurs dürfte zumindest in dieser Woche noch einmal deutlich werden, danach hoffen wir auf Einsicht bei zwei Herren, dass eine Einigung unvermeidlich ist und nur Verhandlungen auf dem Weg dorthin helfen."

Die "Lübecker Nachrichten" warnen die Lokführer davor, den Missmut der Fahrgäste zu provozieren: "Wenn ihre Gewerkschaft GDL jetzt tatsächlich ohne Vorwarnung zum Streik aufruft, geht sie einen Schritt zu weit. Denn dann macht sie mehr die Fahrgäste als das Unternehmen Bahn zum Opfer des Arbeitskampfes. Und dann kanns schnell vorbei sein mit der Sympathie, die ihre Forderungen nach mehr Geld für die Lokführer durchaus noch genießen."

Das "Flensburger Tageblatt" fragt sich, was am Ende steht: "Dass die Lokführer einknicken, ist nach den vielen, die Fronten verhärtenden Facetten dieses Tarifkonflikts unwahrscheinlich - auch wenn das Verständnis für weitere Bahnstreiks in der Öffentlichkeit sinkt. Deshalb wird am Ende der Einstieg in die Zersplitterung der Gewerkschaften stehen. Die Lohnfrage verblasst vor diesem Hintergrund."

Quelle: ntv.de

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