Dossier

Interview "Wie in jedem guten Kabarett"

Der Aschermittwoch ist für Politiker eine Schweiß treibende Angelegenheit. Im Gespräch mit n-tv gibt CSU-Chef Seehofer Auskunft und spricht über gute Reden und Emotionen, über Anstand und Professionalität . Und natürlich über das Thema der vergangenen Wochen: Karl-Theodor zu Guttenberg.

n-tv: 90 Minuten politischer Stammtisch in Passau am politischen Aschermittwoch, das ist auch eine körperliche Anstrengung. Herr Seehofer, nach einer Stunde ist die Stimme ein bisschen weggegangen. Was war da los?

Seehofer will auch mit Merkel freundschaftlich reden.

Seehofer will auch mit Merkel freundschaftlich reden.

(Foto: dapd)

Horst Seehofer: Man hat immer ernstere Teile dabei, wie in jedem guten Kabarett oder in jeder guten Rede, und man hat lustigere Dinge und emotionalere Dinge, und das muss man mischen. Sie können aber kein Hochamt über eineinhalb Stunden sozusagen auf Hochtouren laufen lassen. Das geht nie und das kann auch niemand.

Am meisten Beifall gab es dann, als das Thema Karl-Theodor zu Guttenberg kam. Da haben Sie gesagt, "Karl-Theodor, du bist einer von uns, du bleibst einer von uns und wir wollen, dass du wieder zurückkommst." Wie und wann kann er denn zurückkommen?

Das hat er alleine zu entscheiden. Wenn jetzt eine gewisse Ruhephase hinter ihm ist, werden wir mit ihm reden. Aber wir respektieren immer, wie jemand seine Lebensplanung persönlich anlegt. Das liegt in seiner Hand. Wir wollen es.

Sie haben natürlich mit ihm gesprochen. Wie ist die Tendenz bei ihm – grundsätzlich nein oder muss er jetzt erst mal überlegen, was dann kommt? Ist es vielleicht denkbar, dass er im Herbst stellvertretender CSU-Vorsitzender wird?

CSU-Anhänger sehnen sich nach Guttenberg.

CSU-Anhänger sehnen sich nach Guttenberg.

(Foto: dpa)

Er hat sich bei mir bedankt und bei der ganzen Partei für diese große menschliche Geste. Bei uns in der Partei gibt es ja niemanden, der ihn auch nur hinterm Rücken kritisiert hätte, offen sowieso nicht, und er hat mir gesagt, jetzt braucht er mal Abstand und dann reden wir wieder. Wir machen das anständig und professionell. Da darf man jetzt nichts überstürzen. Jetzt müssen wir ihm die Zeit geben.

Sie haben ja betont: Aus der CSU gab es keine Kritik. Aus der CDU war das etwas anders. Das haben Sie heute nicht angesprochen. Ist das den Landtagswahlen geschuldet gewesen?

Nein, wenn etwas angesprochen wurde und zwar mehrfach öffentlich, dann muss es auch wieder gut sein. Alles Weitere mache ich mit der Bundeskanzlerin persönlich.

Und was werden Sie der Bundeskanzlerin da sagen? Welche Konsequenzen wird das haben?

Freundschaftlich reden, wie man umgeht mit Menschen, die in Schwierigkeiten kommen. Jeder von uns kann morgen in so einer Situation sein, auch aus anderen Parteien. Deshalb sollten Demokraten immer Beispiel dafür geben, wie man mit solchen Dingen umgeht, gerade wenn man zur gleichen politischen Familie gehört.

Passau ist immer eine ganz besondere Herausforderung für einen Redner. Wie haben Sie sich gefühlt heute auf der Bühne?

Seehofer will Klartext reden.

Seehofer will Klartext reden.

(Foto: REUTERS)

Ich habe mich eigentlich bei der Anfahrt, auf der Bühne, beim Einmarsch und jetzt zu jeder Minute wohlgefühlt und zu Hause gefühlt. Ich konnte vor jeder Passage, die man mitteilen möchte vor so großem Publikum, in Ruhe mit mir selbst zu Rate gehen und überlegen. Wenn man hektisch und panisch ist, weil man versucht, den Saal für sich zu gewinnen oder weil man Kritik abwehren muss, hat man diese Zeit nicht. Aber heute war das so, ich konnte immer zwischen den einzelnen Passagen sehr genau überlegen, was ich jetzt sage. Ich kenne zwar die Grundstruktur meiner Reden, aber ich gehöre nicht zu denen, die Reden ablesen, und ich gehöre auch zu denen, die mal auf den Saal reagieren. Ich nehme mir vor, ich möchte drei, vier inhaltliche wichtige Botschaften mitgeben, auch wenn sie jetzt nicht so unterhaltsam sind, sondern mehr zur Unterrichtung dienen, und nehme mir vor, dass ich dazwischen auch mal wieder Gas gebe, was die Emotionen betrifft. Wie Sie schon richtig gesagt haben – da sind dann Teile dabei, die sind fürs Publikum ein bisschen anstrengender. Aber den Anspruch sollte Politik nicht aufgeben, den Leuten auch mitzuteilen: Was ist die Grundlage unserer Politik, welche Grundwerte, und dann auch wieder bisschen Unterhaltung."

Quelle: ntv.de

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