Wählermassen und Frauen-Power Zuma siegt am Kap
23.04.2009, 15:31 UhrSüdafrikas Wähler haben Analysten und Wahlleiter gleichermaßen überrascht. Sie kamen in Scharen, um bei der vierten demokratischen Wahl des Kap-Staates ihr Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen. Einzig das wichtigste Ergebnis ist keine Sensation: Präsident Jacob Zuma von der Regierungspartei Afrikanischer National Congress (ANC) kann mit bequemer Mehrheit weiterregieren. Ob es für die Partei des kahlköpfigen Politikers, der sich erfolgreich zahlreicher Korruptionsvorwürfe erwehrte, noch wie bisher zur Zwei-Drittel-Mehrheit reicht, war zunächst unklar.
Wegen des Andrangs waren vielen Wahlbüros sogar vorübergehend die Wahlzettel ausgegangen. Mit Blick auf kilometerlange Warteschlangen zogen viele Zeitungen Vergleiche mit der ersten Wahl nach dem Fall der Apartheid im Jahr 1994. Auch damals gab es ähnliche Bilder, die weltweit über die Bildschirme flimmerten und als Erfolg für die junge Kap-Demokratie gewertet wurden. Und wie damals steht auch diesmal der von Nelson Mandela gegründete ANC vor einem großen Wahlsieg.
Überraschende Erfolge kleinerer Parteien
Die Wähler überraschten die Analysten. Diese hatten eine große Wahlbeteiligung als vorteilhaft für die gerade mal sechs Monate alte Partei-Neugründung Volkskongress (COPE) angesehen hatten. Der von enttäuschten ANC-Abweichlern gegründete COPE kam nach ersten Teilergebnissen gerade mal auf acht Prozent. Ein Achtungserfolg für eine neue Partei - aber weit weniger, als von Beobachtern erwartet. Umso überraschender war daher der Erfolg der liberal-konservativen Demokratischen Allianz (DA), die bisher als "Partei der Weißen" galt und selbst als größte Oppositionspartei kaum über 12 Prozent der Stimmen hinauskam. Die DA hat damit einen Großteil der Protestwähler für sich verbucht, die eigentlich COPE zugetraut worden waren.
DA-Vorsitzende ist die deutschstämmige Helen Zille, die sich als Bürgermeisterin von Kapstadt offensichtlich stärker als erwartet auch die Sympathie zwar nicht der Schwarzen, jedoch aber anderer farbiger Bevölkerungsschichten sicherte. Selbst im Ballungsgebiet um Johannesburg und Pretoria schnitt ihre Partei in ersten Ergebnissen erstaunlich gut ab. Hier gab es eine hohe Zahl enttäuschter ANC- Stammwähler, die auf der Suche nach einer neuen politischen Heimat diesmal vor einem Dilemma standen. Für sie war COPE als Partei offenbar noch zu neu - doch die DA galt für sie bisher eigentlich als verpönt. Was sie umgestimmt haben könnte, ist nach ersten Erklärversuchen Zilles engagierte "Frauen-Power", die ihr den Ruf einer aufrechten und achtbaren Streiterin einbrachten.
Frauen-Power
"Ich bin hocherfreut; ich hatte selbst mit 15 Prozent der Stimmen gerechnet, aber es sieht so aus, als ob wir weit mehr bekommen", erklärte sie am. In der reichen Westkap-Provinz, in der Kapstadt liegt, lag sie nach Auszählung von 42 Prozent der Stimmen sogar mit 52 Prozent vorne. Damit könnte Zille ohne jegliche Koalition als neue Ministerpräsidentin der Provinz allein regieren. "Das ist einfach fantastisch", meinte eine erleichterte Zille.
"Frauen-Power" sicherte auch den Unabhängigen Demokraten (ID) der streitbaren Politikerin Patricia de Lille landesweit offenbar ein dreiprozentiges Ergebnis. Angesichts der Tatsache, dass diesmal viele kleinere Parteien leer ausgingen, durchaus ein Achtungserfolg.
Ein großer Gewinner stand schon fest: Die Regierungspartei ANC und mit ihr Zuma als neuer Präsident. Ihr Abschneiden ist mit knapp 65 Prozent deutlich: Trotz aller Skandale und Missstände gaben die Wähler der aus Afrikas ältester Befreiungsbewegung hervorgegangenen Partei erneut ein Regierungsmandat. Nach den Prognosen könnte sie jedoch die Zwei-Drittel-Mehrheit knapp verfehlen. Dennoch gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass Zuma am 9. Mai zum neuen Präsident gewählt und somit auch im kommenden Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft am Kap eröffnen wird.
Ralf E. Krüger, dpa
Quelle: ntv.de