Volker Jacobs kommentiert Köln hat sich gewehrt
20.09.2008, 19:43 UhrDie gewalttätigen Auseinandersetzungen autonomer Schläger mit der Polizei werfen einen Schatten auf die Ereignisse, die sich am Wochenende in Köln zugetragen haben. Doch sie waren Begebenheiten am Rande. Wichtig ist etwa anderes. Die Kölner haben sich gewehrt gegen eine Gruppierung, die sich mit der lokalpatriotisch klingenden Namen "Pro-Köln" schmückt, aber in Wahrheit nicht anderes ist als eine rechtsextremistische Formation, welche die Furcht vor dem Islamismus politisch instrumentalisieren will. Mehr als 100.000 Menschen islamischen Glaubens leben in der Domstadt. Ihre Mitbürger haben gezeigt, wo die Mehrheit steht.
Dabei ist nicht der Verbot der geplanten Demonstration bezeichnend, für das "Pro-Köln" großmäulig 1.500 Teilnehmer darunter Vertreter rechtsextremer Parteien aus dem Ausland angekündigt hatte. Die waren gar nicht gekommen. Und statt 1 500 hatten sich auch nur einige Hundert auf den Weg gemacht. Das den meisten auch noch der Weg zum Ort der geplanten Demonstration auf dem Heumarkt verlegt wurde, kann man sogar bedauern. Ihr vollständiges Erscheinen hätte noch besser sichtbar gemacht, wie minder ihre Minderheit ist, wenigstens in Köln.
Aussagekräftiger als das Verbot war die Haltung vieler Kölner, nicht nur der vielen tausend, die sich zu Gegendemonstrationen gegen "Pro-Köln" versammelten. Wirte - "Kein Kölsch für Nazis" - verschlossen ihnen die Türen. Taxifahrer weigerten sich, Gäste aufzunehmen, in denen sie Rechtsextremisten zu erkennen glaubten. Hotels kündigten Zimmer. Die Stadt ist angewiesen auf ein friedliches Zusammenleben von Menschen vieler Nationalitäten und Glaubenbekenntnisse. Es kann nicht immer spannungsfrei sein. Aber die Kölner wollen jedenfalls in ihrer deutlichen Mehrheit nicht zerstören lassen, von Gruppen, welche die Muslime am liebsten aus dem Land treiben würden.
Solche Demonstrationen wären auch andernorts zu wünschen. Und die Kölner CDU-Stadtverordneten, welche anders als der von der CDU gestellte Oberbürgermeister Fritz Schramma gegen den Bau einer Moschee gestimmt haben, sollten in vertieftes Nachdenken verfallen.
Quelle: ntv.de