Zwischenruf Kurt Beck: Der Buddha von Mainz
30.08.2012, 13:30 Uhr
Kurt Beck bleibt im Amt.
(Foto: dpa)
Das Misstrauensvotum gegen den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck ist gescheitert. SPD und Grüne wollten und konnten den verdienstvollen Politiker nicht über die Klinge springen lassen. Doch mit der möglichen Pleite des Flughafens Frankfurt-Hahn droht neues Ungemach.
hat noch einmal die Kurve gekriegt. Im Deutschhaus zu Mainz, dem Sitz des rheinland-pfälzischen Landesparlaments. Die des Nürburgrings gerade mal so. Der komfortablen Mehrheit von Sozialdemokraten und Grünen ist es zu verdanken, dass der dienstälteste deutsche Ministerpräsident nicht in die Bande gefahren ist. Einen Mann wie Beck wegen eines fehlgeschlagenen Großprojekts scheitern zu lassen, wollte man und konnte man nicht. Zu groß sind Becks Verdienste um das Land: Zwar denken die meisten bei Rheinland Pfalz zumeist nur an Wein, doch der Anteil der Industrieproduktion liegt über dem Bundesdurschnitt.
Kurt Beck mit seinen Anzügen von daheim und dem Wein von daheim ist der Antityp zu Gerhard Schröder mit Havannazigarre und Brioniklamotten. Wenn er es zum Kanzler gebracht hätte, der typähnliche Landsmann Kohl hatte es ja auch geschafft, "der Kurt" wäre an Berlin kaputtgegangen. Schon seine eigenen Genossen haben dem zeitweiligen SPD-Vorsitzenden das Leben schwer gemacht und ihn schließlich gestürzt.
Beck kann auch "basta". Parteifreundin Andrea Nahles sprach einmal vom "Buddha mit Sprengkraft". An Rhein und Mosel ganz sicher. Im Minenfeld der Hauptstadt blieb Beck ein Rohrkrepierer. Ein vertrauensseliger dazu. Den Steinmeier-Müntefering-Putsch, der Beck 2008 aus dem Parteiamt fegt, soll er nicht einmal geahnt haben. In Sachen Nürburgring glaubte Beck an das Gutachten des Beratungsunternehmens Ernst & Young, welches einen Erfolg des Projekts prophezeite. Ein fataler Fehler. Nicht der einzige der angeblich allwissenden Kluglinge, wie man weiß.
Wenn es um Großprojekte geht, haben sozialdemokratische Ministerpräsidenten hierzulande zwei linke Hände. Man erinnere sich an Brandenburgs Flops Cargolifter, Lausitzring und Chipfabrik Frankfurt/Oder. Vom ganz zu schweigen. Apropos: Mit dem Flughafen Hahn, dem großspurig der Name des 100 Kilometer entfernten Frankfurt am Main beigefügt wurde, droht Beck das nächste Desaster. Der Airport im Hunsrück fährt keinen Gewinn ein, das Eigenkapital ist bald futsch. Ob Hahn den Buddha dann in die Luft fliegen lässt, bleibt abzuwarten.

Manfred Bleskin
Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 das politische Geschehen für n-tv. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist er Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ntv.de