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Griechen haben Lügen satt Papandreou muss die Bühne verlassen

Venizelos und Papandreou: Gutes Teamwork sieht anders aus.

Venizelos und Papandreou: Gutes Teamwork sieht anders aus.

(Foto: AP)

Giechenland behält nach der von Premier Papandreou gewonnenen Vertrauensabstimmung zunächst eine wackelige Regierung - das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Von schlimmstem Schmierentheater ist das Ganze nicht mehr weit entfernt.

Griechenland hat einen weiteren Akt in einem politischen Theater vorgeführt bekommen. Der Betrachter steht mit offenem Mund da und kann nicht fassen, was ihm in der Athener Aufführung so alles präsentiert wurde. Ein derartiges Maß an Sprunghaftigkeit, Wendigkeit, Verlogenheit und Opportunismus bekommt man selten geboten. Da gewinnt ein Regierungschef die Vertrauensabstimmung im Parlament. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er sein Amt bald aufgeben wird. Er klebe nicht an seinem Stuhl, sagte Giorgos Papandreou voller Pathos. Nur die seit Wochen von ihren Politikern verschaukelten Griechen glauben ihm längst nicht mehr. Und sie tun gut daran.
 
Griechenland behält - das ist die einzige gute Nachricht - vorerst eine halbwegs funktionierende Regierung. Eine Niederlage Papandreous hätte die ohnehin schon verworrene Situation noch komplizierter gemacht. Der trickreiche und mit allen politischen Wassern gewaschene Premier kann einen halbwegs geordneten Übergang – was auch immer das in Griechenland heißt – hin zu einer Übergangsregierung aus seiner sozialistischen Pasok und der konservativen Nea Dimokratia (ND) in die Wege leiten.
 
Das Pleiteland benötigt ein Kabinett, das mit bei den Griechen angesehenen Personen besetzt ist, die die Umsetzung der schmerzhaften Reformen zumindest einleiten. Dazu gehört nun wahrlich nicht der ins Gespräch gebrachte Verwalter leerer Kassen, Evangelos Venizelos. Bei der Regierungsbildung ist größte Eile geboten, denn die griechische Zahlungsfähigkeit ist – so heißt es jedenfalls in Athen – nur bis Mitte Dezember gewährleistet. Um an die nächste Tranche von acht Milliarden Euro zu kommen, müssen derartige Manöver, die Papandreou mit seiner erst geplanten und dann zurückgenommenen Volksabstimmung zum internationalen Rettungspaket gefahren hat, unterbleiben.

Makabere Situation

Der Premier, der - wie viele andere Spitzenpolitiker auch - bei den Griechen jeglichen Kredit verspielt hat, muss seine eigene Entmachtung einleiten. Dass er nicht mehr auf lange Zeit auf seinem Stuhl bleiben kann, liegt aufgrund der Ereignisse der vergangenen Tage auf der Hand. Zudem hat Antonis Samaras deutlich gemacht, dass seine konservative Truppe im Fall ihrer Regierungsbeteiligung einen Ministerpräsidenten Papandreou nicht duldet.
 
Es ist schon makaber, dass die ausgerechnet die Parteien, die für die Wirtschafts- und Finanzmisere Griechenlands verantwortlich sind, den Karren aus dem Dreck ziehen müssen. Dennoch müssen sie sich zusammenraufen. "Wir können uns morgen weder Chaos noch Anarchie leisten", sagte die Pasok-Abgeordnete Sofia Giannaka. Und wie sie denken viele Politiker aller Lager, die sich nicht mehr auf die Straße trauen, weil sie von wütenden Menschen bespuckt und angegriffen werden.
 
"Wir tragen das Kreuz des Leidens, obwohl wir nicht für die Probleme verantwortlich sind", sagte Papandreou vor der Vertrauensabstimmung. Jeder weiß, dass der 59-Jährige damit erneut gelogen hat. Spätestens jetzt ist klar, dass es mit ihm keinen Neuanfang in Griechenland geben kann.

Quelle: ntv.de

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