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Zwischenruf Royal Baby - Millionen fürs Lächeln

Über den royalen Nachwuchs freut sich auch der Einzelhandel. Experten rechnen mit Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe.

Über den royalen Nachwuchs freut sich auch der Einzelhandel. Experten rechnen mit Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Millionen britische Kinder leben in bitterer Armut. Die Royals, deren Hauptbeschäftigung darin besteht, in Kameras zu lächeln, verziehen darob keine Miene. Im Gegenteil: Den Steuerzahler kostet es umgerechnet mehr als eine Million Euro, damit es Kate, William und ihr Kind auch recht gemütlich haben.

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Kate Middleton bekommt ein Baby. Es ist wohl der schönste Augenblick im Leben von Frau und Mann, wenn ihr Kind das Licht der Welt erblickt. Das ist ganz sicher auch bei Kate und ihrem Gatten William so. Es ist ihnen von Herzen zu wünschen, dass es ein gesundes und kräftiges Kind wird.

Doch würde wohl kaum jemand davon Notiz nehmen, wäre Kate nicht eigentlich Catherine und Herzogin von Cambridge und Frau des Herzogs von Cambridge. Zu Zeiten des Absolutismus war es nachvollziehbar, wieso sich die Untertanen für Geschlecht und Gesundheit des Kindes interessierten. Hing es doch von ihm oder ihr als Thronfolger davon ab, wie sie einmal regiert würden. Das waren Zeiten, in denen der Herzog noch vor dem Heere herzog und sein Leben riskierte.

Heutzutage bestimmen glücklicherweise nicht mehr Geschlecht, Intelligenz oder Mut eines Monarchen das Geschick einer Nation. Im Idealfall ist es eine demokratisch gewählte Regierung, die aus kompetenten Mitgliedern mit sozialem Bewusstsein und wirtschaftlichem wie politisch-militärischen Verstand besteht.

Freilich schützt auch parlamentarische Demokratie vor Torheit nicht. Aber die Regierenden arbeiten zumindest für das Wohl jener, die sie gekürt haben. Wenn sie es unterlassen, werden sie abgewählt. Dass man dabei manchmal vom Regen in die Traufe kommt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Was macht ein König, was eine Königin, namentlich die des Vereinten Königreichs von Großbritannien und Nordirland? Was ihre Familie? Was William? Was Kate?

Elisabeth II. lächelt. Besonders dann, wenn ihr Pferd in Ascot gewinnt. Dann lacht sie sogar aus vollem Herzen. Ob sie auch lächelt, wenn sie bei der Jagd einem angeschossenen Fuchs den Hals umdreht, ist nicht bekannt. Auch ist nicht überliefert, ob Prinzgemahl Philip dann einer seiner dümmlichen Witze einfällt. Sohn Charles grinst eher, aber William lächelt, Kate auch. Harry verunstaltet sich hin und wieder mit dem Hakenkreuz, jenem verbrecherischen Symbol, gegen das seine Urgroßmutter so beeindruckend mobilmachte. 

Die Instandhaltung der königlichen Besitztümer, die Repräsentationskosten und die Gehälter der royalen Angestellten kosten das britische Volk umgerechnet gut 30 Millionen Euro pro Jahr. Der Kensington-Palast, wo Kate und William mit ihrem Kind residieren werden, wurde auf Kosten von Joe Pedestrian für umgerechnet mehr als eine Million Euro renoviert. Eigentlich hätte Oma das richten können, denn die Queen verfügt über ein Privatvermögen von umgerechnet 320 Millionen Euro.

Laut dem britischen Institute for Fiscal Studies wird ein Viertel aller minderjährigen Untertanen der Queen 2020 in Familien mit relativer Armut leben: Das sind 3,3 Millionen! Gegenwärtig sind es 2,6 Millionen. Wie können die Royals da noch lächeln? Und auch noch Geld dafür nehmen?

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 das politische Geschehen für n-tv. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Manfred Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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