Kommentare

Blass und blasser SPD macht Ramsch-Wahlkampf

Ehrlich, die SPD ist am Ende. Wie ein erschöpfter Marathon-Läufer, ein dünner Lappen, ein angerissener Keilriemen. Nicht nur, dass ihr Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier in allen Umfragen erheblich hinter seiner Chefin Angela Merkel liegt, vor allem die Ideen der Sozialdemokraten könnten nicht blasser sein.

Als Gerhard Schröder 1998 in seiner wirklich ausgezeichneten Bundestagsrede gegen die Regierung Kohl seine ärmliche Herkunft, seinen Aufstieg auf dem zweiten Bildungsweg und damit letztlich sowas wie eine Vision von gesellschaftlicher Gerechtigkeit zum Thema machte, fühlte sich das an wie der lang ersehnte frische Wind. Der einfache Mann, traditionell SPD-Wähler, schien wieder einen Kanzler zu bekommen, der es ernst mit ihm meint. Das war, wie sich nur kurze Zeit später nicht nur dank einiger Brioni-Anzüge zeigte, ein Trugschluss. Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer. Auch oder gerade unter Schröder.

Immer, wenn Wahlkampf ist, versucht die SPD, sich ihrer Wurzeln bewusst zu werden. Und dann wird der Umverteilungs-Hammer aus der Monteurs-Kiste gezogen. Die aktuelle Idee: 300 Euro für jeden, der den Amtsschimmel entlastet und auf eine Lohnsteuererklärung verzichtet ? finanziert durch eine Börsenumsatzsteuer. Und noch was: Die Reichensteuer müsse her, fordert SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegner. "300 Euro", "Börsenumsatzsteuer" und "Reichensteuer" - da soll dem einfachen Mann wohl das Herz aufgehen. Denkt die SPD. Doch der lässt sich längst nicht mehr täuschen - und kann zwischen sozialdemokratischer Politik und sozialdemokratischem Wahlkampf sehr wohl unterscheiden. Das jedenfalls zeigen auch die Umfragen für Steinmeier, dem man wohl auch eine Brioni-Fotostrecke zutraut.

Die SPD geht ideenlos in den Wahlkampf, soviel steht schon jetzt fest. Sie hat viel von ihrem Klientel an die Linke verloren - und noch immer nicht begriffen, dass verlorenes Vertrauen nicht mit durchschaubaren Parolen zurückzuholen ist. Die vielleicht wichtigste Frage einer Gesellschaft, die der sozialen Gerechtigkeit, wird so zum Wahlkampf-Ramsch.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen