Kochs Kampagne und die Quittung Spätes Erwachen in der CDU
31.01.2008, 11:56 UhrSo war das also nicht gemeint. Wirklich nicht? Als Kritik am Wahlkampf des hessischen Ministerpräsidenten sei ihr offener Brief nicht zu verstehen, versichern nun Parteifreunde Kochs. Doch wie soll es anders verstanden werden, wenn sie schreiben, dass Gewalt kein ethnisches sondern ein Bildungsproblem ist. Schließlich hatte Koch den Eindruck erweckt, dass er das genau anders sieht.
Damit sind allerdings nicht alle Fragen beantwortet. So auch die Frage nicht, wann dies den prominenten CDU-Politikern, darunter dem hamburgischen Bürgermeister, aufgefallen ist. Dass sie sich nicht während des Wahlkampfs an die Öffentlichkeit wandten, wird man damit erklären können, dass sie dem Wahlkämpfer nicht in den Rücken fallen wollten. Aber ihren guten, auch ungebetenen Rat hätten sie ihm hinter verschlossener Tür nicht versagen sollen. Auch schweigen kann illoyal sein.
Es ist Ausdruck einer immanenten Gerechtigkeit, dass Koch mit seiner Kampagne nichts gewonnen hat. Das Gegenteil ist der Fall, wie Koch in einer Wahlanalyse lesen kann, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung angefertigt wurde, und deshalb nicht im Verdacht parteipolitisch motivierter Einseitigkeit steht. Sie legt dar, dass Koch mit seiner Kampagne selbst Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit und Problemlösungskompetenz ausgelöst, und die bis in den Dezember hinein für ihn günstige Stimmung gegen sich gewendet hat. Die Wechselwähler blieben der CDU fern.
So war Kochs Wahlkampf nicht nur aus ethischen Gründen überaus anfechtbar. Er erweist sich auch als das Ergebnis einer für einen derart erfahrenen Wahlkämpfer erstaunlichen Fehleinschätzung. Koch wird das so bald nicht aus den Kleidern bekommen - wenn überhaupt.
Quelle: ntv.de