Malle-Herzog auf Abwegen Turbulenzen im Bourbonen-Haus
13.12.2011, 15:00 Uhr
Sorgt für Skandal: Iñaki Urdangarin.
(Foto: REUTERS)
Aufregung im krisengeschüttelten Spanien: Der Schwiegersohn von König Juan Carlos, Iñaki Urdangarin, ist in einen Korruptionsskandal verwickelt. Der Rey verbietet dem Herzog von Palma de Mallorca erst einmal öffentliche Auftritte. Schadensbegrenzung ist angesagt, um die Monarchie aus der Schusslinie zu nehmen.
2011 ist für die meisten Spanier ein Jahr zum Abhaken. Die Wirtschafts- und Finanzkrise setzt dem stolzen Volk mächtig zu. Der Bauboom ist schon lange zu Ende; mit den gibt es große Probleme. Die Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent ist eine der höchsten in Europa. In Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla und anderswo herrscht schlechte Laune. Man hat sich zwar eine neue Regierung gewählt. Allerdings pfeifen es bereits die Spatzen vom Dach, dass - es nimmt in Kürze seine Arbeit auf - keine Wohltaten verteilen wird. Das Gegenteil wird der Fall sein.
Zu allem Überfluss gibt es nun auch noch einen herben psychologischen Rückschlag: Das spanische Königshaus - gerade in diesen bewegten Monaten als feste Größe und zuverlässige Instanz gebraucht - sorgt für schlechte Nachrichten. Während die Schlangen vor den Arbeitsämtern immer länger werden, geht es bei der Bourbonen-Familie drunter und drüber. Familienoberhaupt Juan Carlos hat große Probleme mit seinem Schwiegersohn Iñaki Urdangarin - der 43-jährige Herzog von Palma de Mallorca soll angeblich krumme Geschäfte gemacht haben. Der umtriebige Ehemann von Juan Carlos' jüngerer Tochter Cristina - einst ein aktiver Handballer - spielte sich als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung mit seinem Partner die finanziellen Bälle allzu sorglos zu. und schickten den Malle-Herzog erst einmal in den Keller des Zarzuela-Palastes. Keine öffentlichen Auftritte bis auf Weiteres.
Die Affäre ist brisant, denn erstmals könnte einer von Königs vor Gericht gestellt werden. So ist der sich in diesem Jahr mit gesundheitlichen Problemen herumschlagende Juan Carlos zur Schadensbegrenzung gezwungen, denn die Wut der Spanier über die rigiden Sparpläne seiner Regierungen will der Rey unbedingt von sich fernhalten. In Zeiten leerer Kassen überteuerte Veranstaltungen mit öffentlichen Geldern zu veranstalten und einen Teil in eigene Firmen zu schleusen, gehört nun wahrlich nicht zum Stil der Bourbonen des 21. Jahrhunderts. Verständlicherweise verspürt Juan Carlos bei dieser windigen Geschichte nicht das Verlangen, den Blitzableiter zu spielen.
Und der König tut gut daran, die Sache selber in die Hand zu nehmen, um - unauffällig - weiter als Vorbild für sein Volk fungieren zu können. Sein neuer Regierungschef Rajoy hat nämlich mit den eigenen Kohorten zu tun. Zwei Politiker seiner Partido Popular (PP) sind wegen Bestechlichkeit angeklagt. Sie zogen den Namen ihrer Partei in den Schmutz, indem sie sich - ganz und gar nicht volkstümlich - von Geschäftsleuten Maßanzüge und andere Geschenke angenommen haben sollen. Ein denkbar schlechter Start für die neue Regierung.
Wer hätte gedacht, dass die Hochzeit der fast bis zur Unkenntlichkeit gelifteten 85-jährigen Herzogin von Alba mit dem 60-jährigen Alfonso Diez-Carabantes ein Höhepunkt dieses fürchterlichen Jahres sein könnte? Aber wenigstens da bewies Juan Carlos ein glückliches Händchen, in dem er der Vermählung seinen Segen gab. Und die lebenslustige alte Dame - sie ist immerhin Milliardärin - bedankte sich auf ihre Weise: Sie tanzte barfuß Flamenco und sorgte damit wenigstens für etwas Spaß. Diesen hat das Volk in diesen schweren Zeiten genauso dringend nötig wie Fortschritte in der Krisenbekämpfung.
Quelle: ntv.de