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Kraft gegen Rüttgers Und der Gewinner ist ...

Hannelore Kraft konnte sich zeigen.

Hannelore Kraft konnte sich zeigen.

(Foto: dpa)

Nein, der große, krawallige Showdown kurz vor der Landtagswahl war das nicht in der Kölner "Vulkanhalle", deren Name soviel Reiberei verspricht. Das Duell zwischen NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und seiner SPD-Herausforderin Hannelore Kraft vor den Kameras des Westdeutschen Rundfunks war sachlich und nüchtern. Die einen dürften das begrüßt, die anderen langweilig gefunden haben. Für die politische Kultur, die oft nur noch von Zuspitzung lebt, war das gut. Die Antwort auf die Frage aller Fragen nach einem solchen Aufeinandertreffen, nämlich die nach dem "Sieger", ist aber dementsprechend unspektakulär. The winner is: irgendwie keiner von beiden!

Rüttgers gab sich präsidial, dunkler Anzug, blaue Krawatte; die Monstranz des besser informierten Regierenden vor sich tragend. Er hatte sich entschieden, lautstarke Sprüche und den Charme des Arbeiterführers vor dem Studio zu lassen. Stattdessen setzte er seine zweite Maske auf – Typ Konfirmand, der eben für alle da ist und im "wunderschönen Nordrhein-Westfalen" viel unterwegs ist auf den Straßen und Plätzen. Hannelore Kraft, in pinker Jacke und mit Dauergrinsen als Ausdruck ihrer Frohnatur, verzichtete ebenfalls auf lautes Getöse – und zeigte sich klar sprechend, etwas deutlicher in ihren Forderungen als Rüttgers, letztlich aber harmlos in ihren Attacken. Richtig ins Schwimmen bringen konnte sie den CDU-Mann nicht.

Jürgen Rüttgers entschied sich für seine ruhige Art.

Jürgen Rüttgers entschied sich für seine ruhige Art.

(Foto: dpa)

So entstand auch nicht das Gefühl einer "Schicksalswahl", zu der gerade in Berlin zahlreiche Entscheider den Urnengang stilisieren wollen. Was bleibt also übrig? Vielleicht zunächst das, was den Kohlenpott plus Speckgürtel interessiert: die wesentlichen inhaltlichen Unterschiede. Kraft will ein Ende des Lohndumpings durch Mindestlohn, die Studiengebühren abschaffen, Gemeinschaftsschulen statt dreigliederigem Schulsystem, die Tore in die Kohle-Stollen offenhalten und Rot-Grün. Rüttgers möchte mehr Zuverdienst für Aufstocker, die Studiengebühren behalten, das dreigliederige Schulsystem verbessern, die Kohle-Subventionen abbauen und Schwarz-Gelb.

Und sonst? Beide waren doch blass, irgendwie. Aufbruchstimmung? Fehlanzeige. Das Herz am rechten Fleck? Naja. Mut zur Veränderung – wenig. Kraft konnte sich den Nordrhein-Westfalen zeigen, Rüttgers Kontinuität anpreisen. Der Durchbruch war das weder für die eine, noch für den anderen. Die NRW-Frage bleibt vorerst offen.

Quelle: ntv.de

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