Pressestimmen

Flugsicherheit "Absolute Sicherheit gibt es nicht"

Sicherheitsbereich des Münchner Flughafens

Sicherheitsbereich des Münchner Flughafens

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Sicherheitspanne am Münchner Flughafen lässt den Ruf nach mehr Kontrollen wieder laut werden. Doch die können allenfalls für Abschreckung sorgen, nicht für Sicherheit. Doch ob ein überzeugter Selbstmordattentäter sich davon abschrecken lässt, ist zweifelhaft. Und wenn schon verschärfte Kontrollen, dann von der Polizei und nicht von privaten Sicherheitsfirmen.

"Absolute Sicherheit wird es nicht geben", konstatieren die Lübecker Nachrichten. Ein Grund: Menschen säßen bei den Sicherheitskontrollen, und die könnten Fehler machen, wie der Vorfall in München beweise. Ein weiterer Grund: Der Aufwand, der in einem erträglichen Verhältnis zum Erfolg stehen müsse. Auch Nacktscanner würden die Sicherheit lediglich erhöhen, aber auch sie könnten auch nicht alles entdecken. Was bleibt? "Kontrollen sind gut für die Abschreckung." Oder aber: "Wer (…) absolute Sicherheit will, muss die Passagiere durch den Computertomographen jagen. Oder nackt zum Flieger laufen lassen, selbstredend ohne Gepäck."

Ähnliches bekräftigt die Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Das System basiert in Wirklichkeit auf dem Prinzip der Abschreckung. Wer versucht, die Kontrolleure und Apparate zu überlisten und Unerlaubtes an Bord zu schmuggeln, riskiert nicht nur, am Boden zu bleiben. Es drohen auch empfindliche Strafen, wenn durch solches Verhalten Alarm ausgelöst wird." Das Blatt bemerkt allerdings weiter, dass sich Selbstmordattentäter nicht durch hohe Strafen abschrecken ließen, "sondern nur durch das Aufrechterhalten eines hohen Risikos, entdeckt zu werden. Umso schlimmer für das System, wenn nicht einmal die Sanktionen greifen." Fazit: "Zwar scheint es so, als sei der eilige Mann in München tatsächlich in harmlosen Geschäften unterwegs gewesen, doch sein Davonkommen ist geradezu eine Einladung, es auch mit verbrecherischen Absichten zu versuchen."

Das Badisches Tagblatt geht auf den Münchner Fall genauer ein: Manch einer liefere besonders schnell Analysen und Korrekturen: "Individuelles Fehlverhalten, Suspendierung einer Mitarbeiterin ­ und weiter geht's: Dienst nach einer Vorschrift/Anweisung, die scheinbar unfehlbar ist." Doch wirft das Blatt in diesem Zusammenhang die Frage auf: "(…) warum der Staat gerade in diesem so hochsensiblen Sicherheitsbereich mit merkwürdigen Konstruktionen arbeitet. Die SGM GmbH am Münchner Flughafen gehört dem Staat, ihre Sicherheitskontrolleure werden angeblich auch nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt ­ da hätte man doch nicht extra eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (!) gründen müssen. Dass man es dennoch getan hat, hat sicherlich einen Grund. Und der dürfte das Fliegen billiger machen, sicherer aber nicht."

Die Mittelbayerische Zeitung nimmt den bayerischen Verkehrsminister ins Visier: "(…) Martin Zeil zeigt sich jetzt entsetzt über die Panne und fordert höchste Priorität für die Sicherheit auf den Flughäfen. Das ist heuchlerisch." Der Staat ziehe sich schon seit längerem mehr und mehr von der Überwachung des Münchner Flughafens zurück und delegiere die Verantwortlichkeit an private Dienste. "Dabei wüssten über viele Jahre ausgebildete Polizisten besser, wie sie einen Verdächtigen an einer Kontrollstelle stoppen. Doch offensichtlich sehen es die Politiker nicht mehr als hoheitliche Aufgabe, Terroranschläge in Flugzeugen zu verhindern."

Die Reaktion auf sich wiederholende Sicherheitspannen falle laut dem Handelsblatt immer gleich aus: "Sofort fordern Experten und Politiker noch höhere Sicherheitsmaßnahmen. Dieser Reflex mag verständlich sein. Jeder von uns möchte beim Fliegen das Gefühl haben, sicher zu sein. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Verantwortlichen diesem gewaltigen Druck nachgeben. Doch der Aktionismus gegen die Gefahr droht allmählich selbst zu einer Gefahr zu werden."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger

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