Will GM Opel verkaufen? "Akerson macht nur Druck"
09.06.2011, 20:23 UhrGerüchte machen die Runde, dass General Motors seine deutsche Tochter Opel verkaufen will. Zu schlecht läuft das Geschäft in Europa. Doch würde GM dadurch nicht nur seinen Einfluss auf den europäischen Markt verlieren, sondern auch den wichtigsten Innovationslieferanten. Alles hängt nun davon ab, wie schnell die Sanierung von Opel Ergebnisse zeigt.
Die Neue Presse bezeichnet Daniel Akerson als einen ungeduldigen Menschen. Jüngst habe es in den USA geheißen, dass sich der General Motors-Chef die Verluste der deutschen Tochter Opel nicht mehr lange ansehen werde. Und schon "jetzt machen Gerüchte die Runde, der Boss in Detroit könnte den Daumen endgültig gesenkt haben". GM stehe zwar heute wieder sehr gut da, doch das Europageschäft bereite Sorgen, so das Blatt aus Hannover weiter und fragt: "Also einfach verkaufen?" Wirklich Sinn mache das nicht. "Nicht nur, weil GM schon große Summen investiert hat, um Opel wieder flott zu machen. Die Deutschen machen operativ auch schon wieder Gewinn, allein die Sanierungskosten ziehen sie noch ins Minus. Wahrscheinlicher ist, dass Akerson Druck machen will, um die Sanierung voranzutreiben."
Auch die Westdeutsche Zeitung mahnt, dass GM "nicht gleich alles hinwerfen und sich in Geduld üben" sollte. Denn die Tochter könnte ab 2013 wieder Gewinne verbuchen, "zumal sich der Markt in Richtung E-Autos verändert", konstatiert das Blatt aus Düsseldorf. "Auf dem Gebiet dürfte Opel größere Erfahrung als die Amerikaner haben. Falls GM nicht mehr warten will, sollte der Konzern das jetzt gleich sagen. Die Opelaner sollten nicht erneut dem Zittern und Bangen ausgesetzt werden." Und: "Die Politik sollte sich diesmal heraushalten."
Die Märkische Oderzeitung beleuchtet hingegen eine mögliche Rolle der Politik und von VW, sollte GM tatsächlich einen Verkauf in Erwägung ziehen: "Mag sein, dass nun Politiker VW drängen, Opel zu übernehmen, um Produktion und Technologie im Land zu halten. Aber das Spektakel um den geplatzten Opel-Verkauf an Magna sollte der Politik eine Lehre gewesen sein. Und was VW betrifft, so hat der Konzern zwar viel Erfolg und viel Geld - dank seiner Kernmarken. Seit Jahren aber quält man sich mit dem spanischen Sanierungsfall Seat herum. Noch einen Verlustbringer kann man nicht gebrauchen. Und die Kartellbehörden würden wohl auch nicht mitspielen."
Es sei "kein Geheimnis", so die Dresdner Neueste Nachrichten, "dass Detroit unzufrieden mit der Geschäftsentwicklung in Europa ist. Während es in den USA oder China nach der Insolvenz glänzend läuft, verharren Opel und die kleinere britische Schwestermarke Vauxhall in den roten Zahlen. Zuletzt fuhren sie im ersten Quartal einen operativen Verlust von 263 Millionen Euro ein." General Motors werde sich das nicht ewig anschauen, mutmaßt das Blatt. Entscheidend sei nun, "wie schnell die Sanierung der deutschen Tochter Ergebnisse zeigt. Denn noch ist Opel trotz schlechter Zahlen wichtig für den Konzern. Ohne die Tochter würde sich General Motors weitgehend vom europäischen Kontinent verabschieden und den wichtigsten Innovationslieferanten verlieren, der zudem noch für die Entwicklung kleinvolumiger, spritsparender Motoren zuständig ist."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Julia Kreutziger