Pressestimmen

Euro(pa) in der Krise "Alptraum ohne Erwachen"

Die Euro-Krise wird zum Dauerthema, kein Wunder angesichts ihrer Brisanz und Zuspitzung. Europa steckt in einem Alptraum, einer existentiellen Krise, die dringend angegangen werden muss. Doch die richtige Strategie scheint noch nicht gefunden. Ist die Europäische Zentralbank die letzte Rettung?

Es wird langsam dunkel für den Euro. Wer bringt das Licht?

Es wird langsam dunkel für den Euro. Wer bringt das Licht?

(Foto: dpa)

"Europa steckt in einem Alptraum ohne Erwachen. Die beiden größten Schuldensünder- Italien und Griechenland - nehmen sich Zeit, die der Euro nicht mehr hat." Die Landeszeitung beklagt: "Nicht mal die überfälligen Machtwechsel werden klar und sauber durchgezogen. Hinterzimmer-Kungelei und Parteiengeschacher werten den politischen Neuanfang zu einer Parodie demokratischen Handelns ab. Zudem lösen die Amtsverzichte von Papandreou und Berlusconi direkt kein einziges Problem der Euro-Zone." Für das Blatt aus Lüneburg ist es fünf vor zwölf: "Die Rezessionswarnung der EU-Kommissionen könnte ein letzter Weckruf sein. In einer derart existenziellen Krise bräuchte Europa überzeugte Europäer auf den Regierungssesseln. Staatenlenker, die Europa entschlossen in Richtung Vereinigte Staaten von Europa lenken. Aber das ist nur ein Traum im Alptraum."

"Wo Gefahr ist wächst das Rettende auch? Im besten Fall steht am Ende der gegenwärtigen Krise so etwas wie ein europäischer Patriotismus, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl, wie es in der Geschichte ja immer erst in Zeiten der Gefahr gedeihen konnte", kommentiert die Nürnberger Zeitung, glaubt aber nicht recht daran: "Derzeit sind wir davon freilich so weit entfernt wie von schuldenfreien Staatshaushalten."

"In dieser Woche hat Europa einen großen Schritt nach vorne gemacht", findet hingegen der Berliner Tagesspiegel. "Mit Mario Monti und Lucas Papademos sollen Vorzeige-Europäer mit erwiesenem Finanzsachverstand Italien und Griechenland führen." Nur so kann es gehen, glaubt die Zeitung und schaut dabei auch nach Deutschland: "Nicht radikale Umbrüche oder die Spaltung werden Europa zur Ruhe bringen können, sondern überzeugende Protagonisten mit glaubwürdigen Strategien: in Rom, Athen, Brüssel, Straßburg - und vor allem in Berlin."

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert die Rolle der Notenbank in der Euro-Krise: "Eine Notenbank verfügt als einzige Institution über eine so gewaltige Finanzkraft, dass ihr kein noch so großes Investorenrudel gewachsen ist. Eine Transformation der EZB zum letzten Kreditgeber wäre das Signal, dass Europa den Euro nicht den Spekulanten opfert." Sicher sei ein derartiger Schritt "hoch bedenklich, denn damit druckt die Notenbank Geld und schafft Inflation, was in dieser Form nie ihre Aufgabe sein sollte". Dennoch, so das Blatt aus München, wäre dieser Weg machbar: "Akzeptabel wäre ein Eingreifen der EZB nur unter einer Bedingung: Die profitierenden Staaten wie Italien oder Griechenland müssten akzeptieren, dass Europa ihre Spar- und Reformpakete festlegt."

Auch für das Düsseldorfer Handelsblatt ist es an der Zeit, die "Rolle der Europäischen Zentralbank beim Kampf gegen die Schuldenkrise" zu überdenken, denn die "Lage und damit die Fakten in Europa haben sich in den letzten Wochen dramatisch verändert". Durch den "Run" der Märkte auf Italien habe sich die Krise derart zugespitzt, "dass allein die EZB ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone noch verhindern kann". "Die Notenbank hat keine andere Wahl, als den Käuferstreik der Privatinvestoren gegen italienische Staatsanleihen durch einen massiven Aufkauf ebendieser Bonds zu brechen. Entweder die EZB ringt sich freiwillig dazu durch, die Rolle als 'lender of last resort' zu übernehmen, oder die Märkte zwingen sie wie in den letzten Tagen schrittweise dazu."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Nadin Härtwig

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