Pressestimmen

Riesige Kreditkarten-Rückruf-Aktion "An Gau vorbeigeschrammt"

Aus Angst vor Datenmissbrauch haben Banken die bislang größte Umtauschaktion von Kreditkarten in Deutschland gestartet. Hintergrund ist ein möglicher Missbrauch von Kreditkarten-Daten, die bei einem Dienstleister in Spanien illegal kopiert worden sein sollen.

Deutschlandweit sind rund 25 Millionen Kreditkarten im Umlauf.

Deutschlandweit sind rund 25 Millionen Kreditkarten im Umlauf.

(Foto: dpa)

Die Augsburger Allgemeine bezeichnet die Informationspolitik der Banken als "diffus" und "völlig unbefriedigend". Zumal die Betroffenen genau wissen wollen, welche Daten in fremde Hände geraten sind.  Das Blatt kommt zu dem Schluss, dass die scheibchenweise Verbreitung von Informationen "nur den Verdacht, dass hier etwas verschleiert werden soll" nähre und gibt den Rat: "Die Banken sollten jetzt rasch Ross und Reiter nennen. Sonst verlieren die Menschen das Vertrauen".

"Ein paar tausend Karten bei Barclaycard, ein paar Tausend bei der Deutschen Kreditbank, 60.000 bei den Volks- und Raiffeisenbanken: Nur Stück für Stück kommt ans Licht, dass in Deutschland derzeit die größte Kreditkartenumtauschaktion der Geschichte läuft" beanstandet auch die Financial Times Deutschland. "Wie umfangreich diese Aktion tatsächlich ist und wie hoch der mögliche Schaden, bleibt bisher jedoch unbekannt." Verantwortlich für die Ungewissheit macht das Hamburger Blatt "vor allem die betroffenen Finanzdienstleister, die eine mangelhafte Informationspolitik gegenüber ihren Kunden und der Öffentlichkeit betreiben. Statt von sich aus offenzulegen, wie viele Karten betroffen sind und was die Gründe für die Umtauschaktion sind, spielen Banken, Kreditkartengesellschaften und Verbände auf Zeit und veröffentlichen nur, was sie zwingend kommunizieren müssen".

Die Pforzheimer Zeitung hingegen findet es einfach nur "ungeschickt", wie die Banken den aktuellen Fall behandeln. Statt so offen wie möglich mit dem Problem umzugehen und mit Transparenz die Sorgen der Kunden zu zerstreuen, hätten sie lange versucht  alles möglichst heimlich, still und leise über die Bühne gehen zu lassen. "Vertrauen schafft das nicht - weder in die Kreditinstitute noch ins bargeldlose Zahlen. Dabei müssen sich die Banken gar nicht verstecken. In ihrem eigenen Interesse sind sie stets darum bemüht, den Gebrauch von Kredit- und EC-Karten noch sicherer zu machen". Alles in allem gelte also: "Kein Grund zur Panik".

"Dass man mit der Tauschaktion für Hunderttausende Kreditkarten das 'Sicherheitsgefühl der Kunden' stärken wolle, wie ein Bankenfunktionär erklärte, mag gut gemeint sein", konstatiert die Ostseezeitung - nur glaubwürdig findet sie das nicht. "Dies ist kein Fall vorsorgender Routine, wofür man mal so eben ein paar Millionen Euro hinblättert", schreibt das Rostocker Blatt. Vielmehr, so vermuten die Zeitungsmacher, "werden die Banken an einem datentechnischen GAU vorbeigeschrammt sein". Aus diesem Grund sei es auch verständlich, dass Kunden Aufklärung fordern und wissen wollen, wie so etwas künftig vermieden werden könne. "Ein Fall, der uns krass vor Augen führt, dass Datenschutz mehr sein muss als erste Hilfe im digitalen Zeitalter. Nämlich ein Bürger- und Verfassungsrecht."

So ärgerlich es auch sei, so klar sei es auch, stellen die Dresdner Neuesten Nachrichten fest: "Eine absolute Sicherheit beim global vernetzten Geldtransfer kann es nicht geben. Betrüger sind allenthalben zugange, die mit immer raffinierteren Methoden Daten ausspähen und sich so Zugang zu den Finanzen der Kontoinhaber verschaffen. Deshalb müssen immer ausgeklügeltere Systeme bei den Instituten installiert werden, um die kriminellen Machenschaften zumindest einzudämmen."

Zusammengestellt von Susanne Niedorf

 

Quelle: ntv.de

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