Die G8 und der Klimaschutz "Außer Spesen nichts gewesen"
08.07.2009, 20:34 UhrDer G8-Gipfel soll nicht nur als "Trümmertreff" in die Geschichte eingehen. Doch den getroffenen Klimaabsprachen fehlt die Verbindlichkeit, "verdächtig nebulös" ist auch immer noch die Neuordnung der Finanzmärkte. Es stellt sich die Frage, ob sich die Institution der G8 nicht überlebt hat.

Treffen in Trümmern: Was können die G8-Staaten bewirken?
(Foto: REUTERS)
"Trefflich karikieren oder kritisieren" lassen sich die G8-Treffen nach Ansicht der Ostsee-Zeitung: "Viel Pomp, viel Selbstdarstellung, wenig Ergebnisse." Für das Blatt aus Rostock ist das nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Zwar seien die Gipfel für Weltpolitik und -wirtschaft kein Beschlussorgan, dienten aber dem Dialog und der Absprache, wofür es bislang keine bessere Plattform gebe. Die vom Papst gewünschte 'politische Weltautorität' werde nicht vom Himmel fallen, Nationalstaaten werden sich nicht entmachten lassen. Jedoch könnten die Gipfeltreffen "immerhin so etwas wie ein Weltforum sein, zumal jetzt auch Schwellen- und Entwicklungsländer mit am Tisch sitzen".
"Verdächtig nebulös" bleibe noch immer die Neuordnung der Finanzmärkte, meinen die Lübecker Nachrichten. Die Wirtschaftskrise als Produkt der Industriestaaten treffe vor allem die ärmsten Länder, ebenso wie der Klimawandel. "Deshalb haben die reichen Staaten eine Bringschuld." Der hehren Absichtserklärung, die es beim Klimaschutz gegeben habe, "ein Bekenntnis zum Zwei-Grad-Ziel", müssten nun Taten folgen. Erst recht im Finanzsektor.
"Bedauerlicherweise sind die Gipfel-Absprachen unverbindlich und - jammerschade - fehlt das Basisjahr, von dem aus die Reduktion gerechnet werden soll", kritisiert die Nordsee-Zeitung die Klimaabsprachen. Zwar wurde "rechtzeitig Erfreuliches vermeldet", damit der G8-Gipfel im italienischen Erdbebengebiet nicht als "Trümmertreff in die Geschichte eingeht". "Danach wollen nun auch die Schwellenländer den Industriestaaten entgegenkommen und den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren." Doch auf eine Rettung des Klimas dürfe sich die Welt nicht freuen. "So lange die Vereinbarungen Wortgeklingel bleiben, erweitert sich nur die Anzahl der Versprechungen und natürlich die Kosten für den Aufwand des umherziehenden Polit-Zirkusses. Auch von diesem Gipfel wird daher hauptsächlich eins im Gedächtnis bleiben: Außer noch mehr Spesen nichts gewesen."
Die Stuttgarter Zeitung sieht noch eine "weite Strecke von L'Aquila bis Kopenhagen, wo Ende des Jahres nicht nur vage Vereinbarungen, sondern verbindliche Beschlüsse erforderlich sind, um die Gefahr einer Klimakatastrophe langfristig zu bannen". "In den Papieren, auf die sich die Mächtigen der Ersten, Zweiten und Dritten Welt jetzt verständigt haben, stehen noch zu viel Politlyrik und pauschale Floskeln, konkrete Ziele und exakte Zahlen finden sich kaum, schon gar keine Vorgaben, die einzelne Länder zu irgendetwas verpflichten würden. Darauf aber kommt es letztlich an. Schöne Worte helfen nichts."
Für die Kieler Nachrichten steht der Klimaschutz beispielhaft dafür, "dass sich die Institution der G8 überlebt hat". Die Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika würden in Zukunft zu den größten Treibhausgas-Emittenten pro Kopf gehören, erste recht müssten globale Probleme wie Hunger und Armut im erweiterten Rahmen besprochen werden. Dieser hieße G20. "Doch die Zusammensetzung ist umstritten: Niemand will ausscheiden und viele wollen aufgenommen werden. Je größer der Kreis wird, desto unbedeutender werden aber die Ergebnisse. Die Vereinten Nationen sind dafür ein abschreckendes Beispiel. Eine weitere internationale, aber zahnlose Organisation braucht die Welt nicht."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig