Pressestimmen

Der Papstrücktritt und die Folgen Benedikt nimmt Amt "etwas Mystik"

Ein Gläubiger hält in Rom auf dem Weg zur letzten Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. vor der Kuppel des Petersdoms ein Schild mit der Aufschrift "Danke Benedikt" in die Höhe.

Ein Gläubiger hält in Rom auf dem Weg zur letzten Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. vor der Kuppel des Petersdoms ein Schild mit der Aufschrift "Danke Benedikt" in die Höhe.

(Foto: dapd)

Benedikt XVI. wird in die Kirchengeschichte eingehen. Als erst zweiter Pontifex seit dem Jahr 1294 verlässt er freiwillig den Petrus-Thron. Welche Konsequenzen hat das für seine Nachfolger? Darüber und über die Qualitäten, die der neue Papst mitbringen muss, diskutiert die Presse.

Benedikt war "mit der Zurücknahme des Personenkults zu Gunsten der Sache des Glaubens, der richtige Papst", meint die Stuttgarter Zeitung. Jetzt, nach acht Jahren Amtszeit, sei aber die Zeit für Neues gekommen: "ein neues Gesicht, einen neuen Impulsgeber, der zum gemeinsamen Anpacken da motivieren kann, wo die weltweit prekäre Lage der Kirche die Kräfte jedes Einzelnen zwangsläufig übersteigt."

Das findet auch die Westdeutsche Zeitung: "Papst Benedikt XVI. hat de n Weg frei gemacht. Für einen Nachfolger, der sich in der Gegenwart besser als er selbst zurechtfindet. Für einen Jüngeren mit frischer Kraft - und bestenfalls Manager-Qualitäten. Ob die katholische Kirche, die den Wunderglauben beständig nährt, auf weitere Überraschungen an ihrer Spitze hoffen darf? Vieles scheint möglich in diesen Tagen."

"Joseph Ratzinger ist als Papst Benedikt der intellektuelle Theologe geblieben, der er vorher war. Aus weltlicher Sicht ein liebenswürdiger älterer Herr, der lieber in der Bibliothek sitzen würde, als Hunderttausende zu begeistern, sich auf diplomatischem Parkett zu bewegen und seinen Kirchenstaat mit harter Hand zu regieren." Sein Rücktritt aber, so der Reutlinger General-Anzeiger, werde immer mit ihm verbunden bleiben, denn der mache deutlich, "dass ein Papst kein übermenschlicher Stellvertreter Gottes ist, sondern auch ganz menschlichen Beschränkungen unterliegt. Benedikt XVI. ist vom Sockel gestiegen. Das war - auch in kirchlichen Maßstäben - ein sehr großer Schritt."

Mit mit eben diesem Rückzug erweist der Papst allen seinen Nachfolgern in den Augen des Münchner Merkur einen großen Dienst: "Joseph Ratzinger, der 265. Papst, wird in die Kirchengeschichte eingehen. Allein schon wegen seines spektakulären Rücktritts, der das päpstliche Amt fundamental verändern wird. Ausgerechnet Benedikt, der Traditionsverbundene, nimmt dem Papstamt damit etwas von seiner Mystik. Kritiker werfen ihm vor, er entzaubere es. Benedikt aber hat einen anderen Beweggrund für seine historische Entscheidung. Er trennt das Amt schärfer von der Person. Er macht den Menschen auf dem Stuhle Petri sichtbar - mit seinen körperlichen und mentalen Grenzen. Die Last der übergroßen Aufgabe, die Benedikt seit der Papstwahl auf seinen Schultern fühlte, hat er seinen Nachfolgern etwas verringert. Erst in Jahren wird man wissen, wie sich Benedikts Rückzug auf die Kirche auswirkt."

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine kann noch einen weiteren Vorteil in der Entscheidung Benedikts erkennen: "Angeblich hat Benedikt dafür gesorgt, dass seine Erkenntnisse über die Intrigen im Vatikan, die Strippenzieher und Nutznießer allen Kardinälen hinreichend bekannt geworden sind. Vor dem Hintergrund, dass nun durch seinen Rücktritt alle wichtigen Positionen neu besetzt werden müssen, erscheint sein Schritt als größeres Opfer, als wenn Benedikt seiner Kirche als zunehmend handlungsunfähiger Greis diese Zustände noch jahrelang hätte zumuten müssen. Mit Benedikt geht ein brillanter Theologe, ein Wahrheitssucher, ein Mann des Worts. Er kann sich jetzt entspannen. Viele seiner Mitarbeiter nicht. Und auch das ist wohl gut so."

Quelle: ntv.de

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