Pressestimmen

Obama in Deutschland "Buchenwald ist nicht Vergangenheit"

Barack Obama hat in Buchenwald sene Erschütterung zum Ausdruck gebracht. So etwas dürfe nie wieder passieren. Die Presse sieht seinen Besuch als "Mahnung und Auftrag" - insbesondere für den Nahen Osten.

Barack Obama hat in Buchenwald seine Erschütterung zum Ausdruck gebracht. So etwas dürfe nie wieder passieren. Die Presse sieht seinen Besuch als "Mahnung und Auftrag" - insbesondere für den Nahen Osten.

Obama verbringt seinen Besuch in der Gedenkstätte in Begleitung von Angela Merkel (l.) sowie den Zeitzeugen Elie Wiesel (r.).

Obama verbringt seinen Besuch in der Gedenkstätte in Begleitung von Angela Merkel (l.) sowie den Zeitzeugen Elie Wiesel (r.).

(Foto: dpa)

Ohne eine besondere Botschaft sei der US-Präsident nach Deutschland gekommen, Dresden hätte sich eher als Zwischenstopp auf seiner Reise von Kairo nach Paris angeboten, konstatiert die Frankfurter Rundschau. "In Kairo hatte er den Moslems in einer großen Rede die Hand gereicht. In der Normandie wird er den Boden betreten, auf dem vor 65 Jahren die Befreier vom Faschismus landeten." Auf diese Art und Weise zeige er symbolträchtig, "wie nach einem gerechten Krieg die Demokratie Freiheit und Wohlstand bringen kann". Aus diesem Grunde, so das Blatt weiter,  sei sein Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald wichtig gewesen. "Die weiße Rose auf dem Gedenkstein des Todescamps ist das Motiv des Tages." Dies sollte weder durch die barocke Bilderflut der Dresdner Semperoper überlagert werden, noch durch den Wahlkampf.

Der Mannheimer Morgen sieht in Obamas nicht nur einen "Geschichtstrip", denn Buchenwald und Dresden seien für den US-Präsidenten "von höchster Aktualität". Dahinter stehe eine Botschaft, die sich an alle US-Bürger und Tyrannen richte: "So wie die USA vor sieben Jahrzehnten bereit waren, sich der Nazi-Barbarei entgegenzustellen und für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu kämpfen, so verteidigen sie auch heute mit großer Entschlossenheit diese Werte." Ein Bespiel sei Afghanistan. Hier mache Obama deutlich: "Buchenwald ist nicht Vergangenheit, sondern Mahnung und Auftrag."

Auch die Stuttgarter Nachrichten sehen Obamas Besuch in Buchenwald keineswegs als "eine private Familienangelegenheit". Sie interpretieren ihn ebenfalls als ein Signal - an Israel. "Der US- Präsident hatte zuvor in Kairo nicht nur der islamischen Welt die Hand zu einem Neubeginn gereicht. Er hatte auch Zugeständnisse von der israelischen Regierung gefordert. Die illegale Siedlungspolitik im Westjordanland ist er nicht gewillt zu akzeptieren. Obama will aber nicht den Eindruck aufkommen lassen, er kündige den Israelis bei aller Kritik die grundsätzliche Solidarität auf."

Nicht einen Zweifel hätte Obama bei seiner Rede in Kairo am Existenzrecht Israels gelassen, schreibt die Märkische Allgemeine. Dennoch hätte er gegenüber Jerusalem verlauten lassen, "dass die Freundschaft Amerikas auch kritische Anmerkungen einschließe ­etwa zum Siedlungsbau." Nun könne ihm niemand mehr andichten, er sehe über das Leid des jüdischen Volkes hinweg. Mit seinem Besuch in Buchenwald hätte er ein "ergreifendes Zeichen (...)gesetzt". Dennoch, so das Blatt weiter, sei der Besuch "kein bloßes taktisches Kulissenspiel. Es gehört zu den beeindruckenden Eigenschaften dieses Präsidenten, Menschen zuzuhören, ein offener und hochintelligenter Gesprächspartner zu sein, der selbst auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte sucht. Das ist ihm glaubhaft gelungen."

Zusammengestellt von Julia Kreutziger

Quelle: ntv.de

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