Pressestimmen

"Verpackungskünstler" Seibert Charme-Offensive in Berlin

Merkel ist frisch aus dem Urlaub zurück - und mit ihr ein frischgebackener Regierungssprecher Seibert.

Merkel ist frisch aus dem Urlaub zurück - und mit ihr ein frischgebackener Regierungssprecher Seibert.

(Foto: REUTERS)

Steffen Seibert, vor kurzem noch ZDF-Moderator, sitzt nun tatsächlich in der ersten Reihe, nämlich als Sprecher der Regierung Merkel; ein nicht ganz unumstrittener Wechsel. Der neue Mann für die Medien musste mit der Steuersenkungsdebatte auch gleich ein ewig glühendes Eisen der schwarz-gelben Koalition anfassen.

Der 50-Jährige könnte ein Glücksgriff von Kanzlerin Angela Merkel sein, findet die "Braunschweiger Zeitung". Seibert habe eine Eigenschaft, "die im eifersüchtigen Missmut der schwarz-gelben Koalition verlorenging: Er ist Optimist." Und er ist ein diplomatischer Lautsprecher seiner Chefin. "Der Mann könnte es packen, weil Politik in hohem Maß von der Verpackung abhängt."

Der "Mannheimer Morgen" indes gibt zu bedenken: "Mit der Charme-Offensive des frischgebackenen Regierungssprechers alleine ist es nicht getan. Auch ein smarter Steffen Seibert kann das Produkt nicht besser verkaufen, als es sich in Wahrheit darstellt." Auf Merkel richten sich nun die Erwartungen, "dass sich nach dem verkorksten Beginn von Schwarz-Gelb einiges ändert. Ein Weiter so wäre fatal, nicht nur für die CDU mit Blick auf die Wahlen, sondern auch für das Land, das endlich einen klaren Kompass braucht." Angela Merkel habe die "Richtlinienkompetenz, jetzt muss sie nur noch Entscheidungsfreude zeigen. Mit ihrem neuerlichen Nein zu den von der FDP geforderten Steuersenkungen hat sie zumindest schon ein bisschen basta! gezeigt."

Die in Rostock erscheinende "Ostsee-Zeitung" sieht Merkel "resolut" aus der Sommerfrische in den Dolomiten zurückkehren: "Ihren frisch ins Amt eingeführten Regierungssprecher Steffen Seibert ließ die Kanzlerin eine neue Steuersenkungsdebatte beenden, bevor die überhaupt beginnen konnte. Hat die Kanzlerin nicht nur einen neuen Sprecher, sondern sich auch gleich selbst ein neues, nämlich energisches Auftreten verordnet? Die für Merkels Verhältnisse prompte und überaus deutliche Absage an den liberalen Dauerbrenner "Die Steuern müssen runter" könnten darauf hindeuten." Allerdings kommen die wirklichen Streitthemen in der Koalition erst noch auf den Tisch: "Wehrpflicht, Atom-Laufzeiten, Reform von Hartz IV". Dann müsse die Kanzlerin die Richtung vorgeben. Denn die Steuersenkungen "haben sich von allein erledigt. Das weiß sogar die FDP. Sie gehören halt nur zum liberalen Glaubensbekenntnis."

Zumindest Steffen Seiberts Debüt habe ein wenig von den Sorgen abgelenkt, die sich im Urlaub der Kanzlerin nicht erledigt haben, schreibt die "Nürnberger Zeitung". "Im Gegenteil. Ihr Vize, FDP-Chef Westerwelle, pocht weiter auf Steuersenkungen und sorgt damit für Erstaunen und Missmut in der Koalition. Die FDP ist aber noch das geringste Problem für die Kanzlerin, denn die Umfragewerte der Christdemokraten sind ja auch nicht gerade besser geworden. Da kommt ein heißer Herbst auf die Parteichefin zu."

So sieht die Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung" denn auch weniger die Verpackung, sondern mehr den Inhalt: "Es wird nicht darauf ankommen, wie Merkels neuer Sprecher Seibert wirkt. Sondern was er zu verkaufen hat." Und da habe die Kanzlerin die Grenzen und Möglichkeiten bereits aufgezeigt: "Sie möchte am liebsten nur Ergebnisse verkünden lassen. Sie hasst das Unfertige, obwohl sie durch ihren abwartenden Stil wesentlich zum Eindruck der Handlungsschwäche beiträgt. Zwischen beiden stimmt zwar die Chemie. Aber der Rest ist Knochenarbeit und das unermüdliche Löschen fast täglich auflodernder Brände, wie jetzt, wo die neuen Steuerbegehrlichkeiten der FDP ausgetreten oder in Scheinreformen umgewandelt werden müssen."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Heidi Driesner

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