Merkel im Spiegel der Weltpresse "Der Triumph des Zentrismus in der Politik"
23.09.2013, 20:53 Uhr
Auch die Zeitungen in anderen europäischen Ländern und darüber hinaus widmen sich dem Sieg der Union bei den Bundestagswahlen. Sie nennen ihn "historisch" und schreiben ihn der Kanzlerin zu. Dass es nun zu einer Großen Koalition kommen wird, halten sie für wahrscheinlich. Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Christoph Herwartz.
Die Prager Tageszeitung Právo veröffentlicht auf der Titelseite unter der Überschrift "Siegerin Merkel grüßt ihre Fans" ein Bild der Kanzlerin. Das Ergebnis von CDU/CSU nennt sie einen "Erdrutschsieg".
Der in Wien erscheinende Standard betont in seiner Analyse, dass die Union den "Bonus von Angela Merkel" nutzen konnte. Für die Freidemokraten sei das Wahlresultat eine "Katastrophe". An anderer Stelle heißt es, die Grünen hätten auf die falschen Themen gesetzt. Jürgen Trittin habe sich schon als Finanzminister einer rot-grünen Regierung gesehen. Bei vielen Menschen sei aber der Eindruck entstanden, die Grünen wollten ihnen nur ans Portemonnaie.
Die Belgrader Zeitung Politika hält ein Bündnis der Union mit der SPD für die wahrscheinlichste Konstellation. So sieht es auch die zweitgrößte dänische Zeitung Berlingske Tidende. Das Blatt zitiert einen Politikwissenschaftler, der meint, dass die Politik Merkels ja schließlich auch auf eine Sozialdemokratisierung ausgerichtet sei.
Im Brüsseler De Morgen sagt der Chef der flämischen Sozialisten Bruno Tobback, das linke Lager wäre größer als das von Frau Merkel. Im Unterschied zur Union sei es SPD, Linken und Grünen aber nicht gelungen, sich hinter einem Gesicht zu versammeln.
Die Pariser Le Monde überschreibt ihren Bericht mit "Angela Merkel oder der Triumph des Zentrismus in der Politik". Das Blatt nennt die Kanzlerin "Mutter des Vaterlandes" und benutzt sogar den deutschen Begriff "Mutti". Sie habe es geschafft, das Land durch die Finanzkrise führen, was ihr viele hoch anrechneten. Die Rettung des Euro, meint das Blatt, werde den Platz Merkels in der Geschichte bestimmen.
Das Lissaboner Diário de Notícias hält den Sieg der Union - eigentlich ein Sieg der Kanzlerin - für "historisch". Das Blatt zitiert aus dem in New York erscheinenden Wall Street Journal: Nun stünde wieder die Eurokrise auf der Tagesordnung - und Portugal ganz oben auf der Agenda der Kanzlerin.
Zusammengestellt von Manfred Bleskin
Quelle: ntv.de