Medikamenten-Tests in der DDR "Devisen für Versuchskaninchen"
13.05.2013, 22:20 Uhr
In den 80er Jahren testen westliche Pharmakonzerne Medikamente an Patienten in der DDR. Laut Medienberichten ohne deren Wissen und mit Billigung der Führung des Regimes. Die deutschen Journalisten sind empört.
Westliche Pharmakonzerne haben offenbar im großen Stil Medikamente an Patienten in der DDR getestet – auch ohne dessen Wissen. Die DDR-Führung nahmen das billigend in Kauf – zumal in harten Devisen gezahlt wurde. Die Empörung darüber zeigt sich auch in der Presse.
Besonders flammend empört sich der in Neubrandenburg erscheinende "Nordkurier". Dort heißt es "Nichts, rein gar nichts rechtfertigt die unmenschlichen und zum Großteil heimlichen Experimente an Patienten der DDR." Für die Profitgier westdeutscher Pharmakonzerne und das Ost-Regime, das wohl die schnelle Mark witterte, gelte dies "schon gleich zwei Mal" Bis heute seien einige der getesteten Präparate auf dem Markt. Die Konzerne ständen "bis auf die Knochen blamiert da".
Für "Leipziger Volkszeitung" spricht alles dafür, dass in der DDR "Menschenrechte, gar Menschenleben, gegen Devisen verkauft" wurden. Fragen der Ethik, Moral und Verantwortung seien ausgeblendet worden. Mancher Ost-Patient sei vielleicht sogar froh gewesen West-Medikamente zu bekommen, aber über Risiken und Nebenwirkungen klärte sie niemand auf. "Sie wussten nicht, dass ihr Staat sie für Devisen als Versuchskaninchen verkaufte."
Auch im Westen der Republik sorgt das Thema für Aufruhr. So kritisiert die "Badische Zeitung" aus Freiburg besonders den Verband der forschenden Arzneimittelhersteller. Zwar sage der Verband zu , sich an der Aufklärung zu beteiligen. Doch statt zu erklären, "dass er selbstverständlich eine Untersuchung der damaligen Vorgänge finanziert, ringt er sich allenfalls zu einer vagen Absichtserklärung durch."
"Die bittersten Pillen sind die, die man ohne sein Wissen verabreicht bekommt", schreibt der Berliner "Tagesspiegel". "Auch wenn an diesem Skandal nur die Dimension neu erscheint, so muss doch das System erschrecken."
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP