Das populäre Zugpferd "Die CDU lebt von Angela Merkel"
04.12.2012, 19:34 Uhr
Angela Merkel freut sich sichtlich über das rekordverdächtige Klatschkonzert auf dem Hannoveraner Parteitag.
(Foto: dapd)
Inhalte sind auf diesem CDU-Parteitag Nebensache, es zählt nur eine: Angela Merkel. Und der bescheren die Parteimitglieder in Hannover ein Traumergebnis: Mit 97,94 Prozent wird Merkel als Partei-Chefin bestätigt. Und das nicht grundlos. Denn die CDU will 2013 an der Macht bleiben, wäre ohne die populäre Kanzlerin aber nicht mehr als eine "profilschwache Vereinigung".
"Merkel absolviert den Merkel-Auftritt - sehr viel Selbstbewusstsein, wenig Emotion, wenig Herz, ein bisschen Ironie gegen die FDP - ganz im Merkel-Stil, weil sich die Merkel-Partei beim Merkel-Parteitag vor allem für Merkel interessiert", fasst die Aachener Zeitung zusammen und führt fort: "Kanzler-Wahlverein? Natürlich ist die CDU das. Das war sie immer. Das war ihr immer am wichtigsten. Deshalb ordnet sie dieser Funktion fast alles unter, jedenfalls mehr als die anderen Parteien im Bundestag. Die Christdemokraten wollen das mächtigste Amt der Republik besetzen; dann hält man eben auch mal den Mund. Zumal doch jeder weiß: Die SPD wäre ja gerne öfter Kanzler-Wahlverein."
"Die CDU lebt von Angela Merkel. Diese Kanzlerin ist auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes angekommen. Sie muss sich nicht anstrengen auf dem Parteitag, der Parteitag muss sich anstrengen für sie", so das Fazit der Süddeutschen Zeitung, denn "die CDU ist dankbar für alles, was von ihrer Vorsitzenden kommt, auch für intellektuelle Unterforderung und für hohe Phrasendichte. Es gab eine Zeit, in der die CDU-Delegierten stolz darauf waren, dass sie eine kluge Partei repräsentieren. Heute sind sie dankbar, dass sie mit einer erfolgreichen Kanzlerin repräsentieren können."
"Die aus dem Osten stammende Merkel mag mit der westlich geprägten Partei immer noch fremdeln, wie umgekehrt ebenso", glaubt die Hessische/Niedersächsische Allgemeine. Allerdings wüssten beide Seiten genau, worauf es ankomme: "Inhaltliche Kontroversen wirken via Fernsehen wie handfeste Streitigkeiten, Beifallstürme dagegen wie ehrliche Harmonie. Also huldigte der Parteitag seiner Vorsitzenden mit rekordverdächtigem Klatschkonzert und einer ebensolchen Wiederwahl. Das alles ist kaum zu kritisieren. Aber man wüsste schon gern ein wenig mehr über die Politik, mit der die CDU in den nächsten Jahren Deutschland regieren will."
"Nein, bei diesem Bundestreffen ging es nicht um Kontroversen, sondern darum, eine siegessichere Kanzlerin zu präsentieren", fällt auch die Pforzheimer Zeitung in den Tenor der Medien ein. Der CDU gehe es um Machterhalt, eine Regierungsbeteiligung könne aber nur mit Merkel erreicht werden: "Sie ist die CDU. Auf die Kanzlerin kommt es an. Ohne sie ist die Union eine profilschwache Vereinigung. Merkel weiß das. Sie zieht ihr Ding durch. Was sie tut, ist gut für die Partei, meint Merkel. Und wenn es tatsächlich nicht mit der FDP klappen sollte, sind ja auch noch SPD oder gar die Grünen da. Wie gesagt: Grundsätzliches stört den Merkelschen Pragmatismus nur. Wichtig für die CDU-Vorsitzende und ihre Partei ist: Am Ende gewinnt die Machtpolitikerin Merkel."
"Dass Merkel mit allen regieren kann, ist offensichtlich", findet der Münchener Merkur. "Ob SPD, FDP oder demnächst vielleicht Grüne spielt keine Rolle. Merkel tritt konservativ auf, ohne wirklich konservativ zu sein. Sie laviert, cancelt, entscheidet - kurzfristig nach Sachlage." Und ihr Erfolg auf dem Parteitag gebe ihr Recht. Allerdings gibt auch das Blatt aus Bayern zu bedenken, dass " die CDU nach Merkel eine andere sein" wird.
Quelle: ntv.de