Pressestimmen

Große Koalition schmiedet Rentenpläne "Die Zukunft für Arbeitnehmer ist bitter"

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Obwohl der Wirtschaftsrat der CDU eine Anhebung des Rentenalters auf 69 fordert, haben Union und SPD sich im Koalitionsvertrag auf die abschlagsfreie Rente mit 63 geeinigt. Auch die deutsche Presse steht den Plänen der großen Koalition durchweg skeptisch gegenüber.

Der Wirtschaftsrat der CDU kritisiert die Rentenpläne der Union und fordert eine Anhebung des Rentenalters auf 69. Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag neben der Einführung einer Mütterrente auch auf die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Beitrittsjahren geeinigt. Auch die deutsche Presse steht den Plänen der großen Koalition durchweg skeptisch gegenüber.

Es wird befürchtet, dass die jüngeren Arbeitnehmer für die Rentenversprechen tief in die Tasche greifen müssen.

Es wird befürchtet, dass die jüngeren Arbeitnehmer für die Rentenversprechen tief in die Tasche greifen müssen.

(Foto: dpa)

Die Pforzheimer Zeitung findet es "erschreckend", was Union und SPD der mittleren und jüngeren Generation "an Ungerechtigkeiten aufbürden": "Die Zukunft für jüngere Arbeitnehmer ist bitter: Die Rentenversicherungsbeiträge werden mittelfristig steigen, auch die für Pflege- und Krankenversicherung. Da mag sich die Union noch so sehr auf die Schulter klopfen, Steuererhöhungen verhindert zu haben. Stattdessen zahlen eben die Arbeitnehmer über Sozialversicherungsbeiträge drauf. Auch das ist kurzsichtig - und ungerecht."

Die Zeit beklagt vor allem den mangelnden Nutzen der Mütterrente: "Das eigentliche Problem bei der Rente ist die Altersarmut, die Millionen von Rentnern in Zukunft droht. Doch dagegen hilft die Mütterrente nicht, weil von ihr vor allem Frauen profitieren würden, die auf die 28 Euro mehr im Monat gar nicht angewiesen sind. Außerdem meint das Blatt: "Die Bekämpfung der Altersarmut darf nicht nur denjenigen aufgebürdet werden, die heute in die Rentenkasse einzahlen. Sie ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft, zu der alle Steuerzahler, also auch Beamte und Selbstständige, beitragen müssen."

Die Berliner Zeitung bemängelt die Ungerechtigkeit der geplanten Rente mit 63: "Das Vorhaben würde nicht nur Kollegen, die über verschiedene Zeiträume die gleiche Beitragssumme eingezahlt haben, im Alter grundlos unterschiedlich behandeln. Es diskriminiert massiv Frauen und begünstigt diejenigen, die ohnehin relativ hohe Rentenansprüche haben. Weder die alleinerziehende Verkäuferin noch der Dachdecker mit dem kaputten Rücken erfüllen die Voraussetzungen. Wohl aber der Facharbeiter bei Daimler, der zudem noch eine Betriebsrente erhält. Bezahlt werden soll das 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro teure Vorhaben aus der Rentenkasse - also auch den Beiträgen von Frauen und prekär Beschäftigten. Gerecht ist das nicht."

Für die Cottbusser Lausitzer Rundschau steht fest: "Besonders in den C-Parteien hat es nicht an warnenden Stimmen gemangelt. Allen voran vom Wirtschaftsflügel." Für sie war der Wirtschaftsflügel allerdings "zu schwach, um die teuren sozialen Verheißungen abzuwenden. Und wohl auch zu feige." Da das Vorhaben auf dem CDU-Parteitag einfach durchgewunken wurde, findet die Zeitung: "Es mutet schon sehr merkwürdig an, wenn sich der Wirtschaftsrat der Partei nun plötzlich für die Rente mit 69 stark macht. Was offenbar eine nachgeschobene Trotzreaktion ist, stiftet nur zusätzliche Verwirrung"

In den Augen der Lübecker Nachrichten ist die Forderung des Wirtschaftsrates ein "politisches Harakiri". In der Sache ist die Kritik nach Ansicht des Blattes jedoch "nur zu berechtigt". Die Zeitung meint: "Wer die Rente mit 63 gewährt, sollte auch sagen, wer das bezahlen muss - nämlich die derzeitigen und vor allem die künftigen Versicherten."

Quelle: ntv.de

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