Pressestimmen

Machtkämpfe in der CSU "Ebbe und Flut Seehoferscher Zuneigung"

Quelle hat seinen Kredit erhalten. So steht der Retter in der Not, Horst Seehofer, kurz vor der Bundestagswahl gut da. Oder nicht? Guttenberg kritisiert Seehofers Entscheidung. Nun entbrennt über eine Sachfrage ein Machtkampf. Wähler mögen jedoch keine Parteien, die sich in internen Zwistigkeiten erschöpfen, urteilt die Presse.

Guttenberg (l) hat es gewagt, den härtesten Ministerpräsidenten seit Strauß, Seehofer (r), zu kritisieren.

Guttenberg (l) hat es gewagt, den härtesten Ministerpräsidenten seit Strauß, Seehofer (r), zu kritisieren.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Münchner Merkur beobachtet, dass Karl-Theodor zu Guttenberg es gewagt habe, Horst Seehofer in der Debatte um die Quelle-Staatshilfen "die Stirn zu bieten". Die Reaktion: "Derlei Unbotmäßigkeiten lässt sich Bayerns härtester Ministerpräsident seit Strauß nicht gefallen. Aus einer zunächst zweitrangigen Sachkontroverse ist in der CSU über Nacht eine Macht- und Autoritätsfrage geworden." Es sei klar, dass Seehofer "den CSU-Bundesministern gegenüber eine Richtlinienkompetenz als CSU-Chef" beanspruche. Jedoch gebe es laut Verfassung jene nur für den Kanzler. Guttenberg lasse sich – ganz anders als Ilse Aigner – nicht von München aus "fernsteuern". Ihn würden "seine persönliche Unabhängigkeit, seine Beliebtheit im Volk und seine Unentbehrlichkeit als marktwirtschaftliches Gewissen der Union" schützen. Fazit: Der bayerische Ministerpräsident müsse lernen, "starke und selbstbewusste Figuren in der CSU zu dulden, statt sie klein zu machen". Anderenfalls werde er scheitern.

Auch die Süddeutsche Zeitung weist auf den Machtanspruch Seehofers hin, denn der hätte den Wirtschaftsminister in einer Weise "gerüffelt", wie das Blatt schreibt, welche sonst nur dem politischen Gegner vorbehalten sei. Immerhin habe der Ministerpräsident selbst Guttenberg "als Hoffnungsträger ins Rampenlicht geschoben". Seehofer sei berühmt und berüchtigt dafür, wie er mit seinen CSU-Kollegen umgeht: hier ein bisschen Gunst, dort nicht. Viele könnten darüber klagen: Ilse Aigner und Markus Söder zum Beispiel. Sie würden die "Ebbe und Flut Seehoferscher Zuneigung im täglichen Wechselbad" zu spüren bekommen.

Der Nordbayerischer Kurier fragt: "Entzieht sich der Zögling schon der Hand des Meisters? Stellt Guttenberg die eigene Überzeugung über das taktische Spiel der Partei?" Knapp drei Monate vor der Bundestagswahl solle Seehofer der Quelle-Retter sein. So meint das Blatt, es "gar nicht schlecht, wenn aus Basta-Bayern richtig Druck gemacht wird - und der Bund schließlich einlenkt". Allerdings solle jetzt besser wieder Burgfrieden Einzug halten. Wähler würden Parteien nämlich nicht mögen, "die sich in internen Zwistigkeiten erschöpfen". Mit Blick auf Quelle konstatiert die Zeitung: "Die Quelle bleibt bis zur Wahl liquide, das Etappenziel ist erreicht." Allerdings fragt sie, was danach komme? Die Wahrheit sei, dass Quelle auch weiterhin die Pleite drohe. "Weil Guttenberg sie ausspricht, wird er von Söder gescholten. Machtkämpfe, wohin man auch blickt."

Zusammengestellt von Julia Kreutziger

Quelle: ntv.de, dpa

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