CDU bieten hessischen Grünen Koalitionsgespräche an Es wäre das "Ende der Ideologien"
22.11.2013, 22:00 Uhr
Nach vielen Verhandlungen bietet Hessens CDU-Chef Volker Bouffier den Grünen Koalitionsgespräche an. Würde ein Bündnis die politische Selbstaufgabe der Parteien bedeuten, fragt sich die deutsche Presse. Oder könnte die erste schwarz-grüne Zusammenarbeit in einem Flächenland auch neue Perspektiven auf Bundesebene eröffnen?
Das Badische Tagblatt schreibt: "Wenn es in Hessen dazu kommen sollte, wäre das Ende der Ideologien eingeläutet. Das Blockdenken wäre endgültig aufgebrochen. Ausgerechnet dort, wo im Landtag so viel Hass zwischen den bisherigen Lagern herrschte, wo die Roten immer einen Tick linker waren als anderswo, wo die CDU mit einer Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft 1999 an die Macht kam, wo Andrea Ypsilanti mit Hilfe der Linken und entgegen ihrer Wahlversprechen 2008 Roland Koch aus dem Amt kippen wollte: Ausgerechnet dort könnten nun Grüne und CDU zusammenfinden."
Genauso sieht das Die Welt aus Berlin: "Es zeigt sich, dass jene richtig lagen, die voraussagten, Schwarz-Grün werde erst möglich, wenn niemand mehr damit ein hochtrabendes 'gesellschaftliches Projekt' verbindet." Ein schwarz-grünes Bündnis würde zeigen, dass sich alle "ideologischen Gegensätze früher oder später im konstruktiven Kompromiss auflösen."
Die Frankfurter Rundschau glaubt jedoch, dass sich die Wähler hintergangen fühlen würden: "Viele Grüne dürften sich nun von ihrer Partei betrogen fühlen. Doch auch die SPD-Anhänger können sich nicht sicher sein, ob es nicht doch eine große Koalition gibt und ihre Stimme dazu führt, dass Volker Bouffier im Amt bleibt." Sie schlussfolgert, dass die "'Ausschließeritis', die es nicht geben dürfe", den Wähler entmachte.
Die Wetzlaer Neue Zeitung glaubt derweil, dass die eigentliche Gewinnerin des angesteuerten Hessen-Deals in Berlin säße: "Die Bundeskanzlerin einer möglichen Großen Koalition kann von einem erfolgreichen landespolitischen Test nur profitieren."
Die Neue Presse aus Hannover spricht gar von einen "Heiratsantrag für die Zeit nach der Großen Koalition im Bund".
Auch die Berliner Zeitung sieht diesen Testlauf als Chance: "So wie 1985, als der SPD-Mann Holger Börner eine Koalition mit dem grünen Turnschuhträger Joschka Fischer einging. Das erste rot-grüne Bündnis wirbelte das politische System durcheinander, plötzlich waren neue Mehrheiten möglich. Deutschland hat das nicht geschadet - im Gegenteil." Die Zeitung glaubt, dass Hessen wieder zum Labor der Republik werden könne.
Auch die Süddeutsche Zeitung aus München ist sich sicher: "Hessen ist auch das lebendige Land, in dem es vor fast zwanzig Jahren die erste rot-grüne Regierung gab. Sie galt manchen als Teufelswerk. Und half doch, neue Perspektiven zu schaffen."
Zusammengestellt von Sarah Köhler.
Quelle: ntv.de