Pressestimmen

Staatshilfen für Karstadt? "Finanzspritze nicht verdient"

Staatshilfen für Karstadt darf es nicht geben. Darin ist sich die Presse einig. Der Konzern sei nicht durch die Krise ins Wanken geraten, seine Probleme seien vielmehr seit Jahren hausgemacht.

Staatshilfen für Karstadt darf es nicht geben, meint die Presse. Der Konzern sei nicht durch die Krise ins Wanken geraten, seine Probleme seien vielmehr seit Jahren hausgemacht. Während die einen eine Selbstrettung fordern, geben andere der Ära der Kaufhäuser hingegen keine Zukunft mehr.

Für die tageszeitung taz verfügt Karstadt über kein Geschäftsmodell mit Zukunft.

Für die tageszeitung taz verfügt Karstadt über kein Geschäftsmodell mit Zukunft.

(Foto: AP)

Die Augsburger Allgemeine sieht in der Opel-Rettung mit der Hilfe des Staates "einen Sündenfall", der die Schlagkraft guter Argumente gegen Staatshilfen für Arcandor schwäche. Das Blatt übt scharfe Kritik an der Kanzlerin: "Die Geister, welche die Kanzlerin unter dem Druck ihres SPD-Rivalen Steinmeier rief, wird sie nicht mehr los. Hätte Merkel der Wahlkampf-Versuchung Opel widerstanden, könnte sie die Erpressungsmanöver der Karstadt-Mutter Arcandor elegant an sich abprallen lassen. Die Kanzlerin wäre in der Lage, glaubhafter darzulegen, warum es Aufgabe der an dem Riesen beteiligten Familien Schickedanz und Oppenheim ist, den Konzern durch eine Übernahme von Karstadt durch Kaufhof zu sanieren. Auch würde der berechtigte Hinweis ziehen, Arcandor sollte sich durch den Verkauf der Touristik-Perle Thomas Cook selbst retten."

Auch Kölnische Rundschau hält Staatshilfen für Arcandor für nicht gerechtfertigt: "Auch wenn man den erweiterten Kriterienkatalog anlegt, muss die Politik Karstadt Finanzhilfe verwehren. Darauf hat die EU-Kommission deutlich hingewiesen." Es könne nicht die Rede davon sein, dass erst die Krise den Konzern ins Wanken brachte, vielmehr seien die Probleme "seit Jahren chronisch". "So bitter es für die Beschäftigten ist: Hier darf der Staat nicht helfen", fordert das Blatt. Und weist auf den Missbrauch der Krise im Wahljahr hin: Mancher Politiker wolle "ungerechtfertigt Steuergelder an Unternehmen verteilen, weil er sich davon Punkte beim Wähler erhofft". "Allerdings sind die Argumente dabei anfechtbar."

"Selten kam ein Votum aus Brüssel so zügig. Noch während in Berlin Beamte darüber brüten, wie man den Deutschlandfonds so zurechtschütteln kann, dass auch einige hundert Millionen für Arcandor herausfließen, meldet sich die EU-Kommission zu Wort. Der kriselnde Handelskonzern sei kein Kandidat für die staatliche Hilfe, denn seine Not sei hausgemacht und nicht direkte Folge der Finanzkrise", schreibt die Frankfurter Rundschau und verweist auf die ihrer Meinung nach untypischen Reaktionen der "Empfänger der Mahnung": "Die Bundesregierung gibt sich devot. Wirtschaftsminister zu Guttenberg hat bislang eine ähnlich skeptische Haltung vertreten wie EU-Kommissarin Neelie Kroes und rein zufällig Stunden vor dem Warnruf aus Brüssel mit ihr telefoniert. Hat da jemand in Berlin über die europäische Bande gespielt? Gut möglich, aber letztlich auch egal. Denn an der Arcandor-Einschätzung gibt es wenig zu rütteln."

Und auch die tageszeitung stimmt in den Kanon ein: "Wirtschaftsminister zu Guttenberg hat Recht, wenn er zögert, Arcandor bedingungslos zu unterstützen. Denn die Karstadt-Mutter steuert nicht auf die Pleite zu, weil sie plötzlich von der Finanzkrise überrascht wurde - stattdessen ist der Konzern schon seit Jahren vom Konkurs bedroht." Das Blatt ist überzeugt, dass der Staat "ein marodes Unternehmen subventionieren" würde, "das diese Finanzspritze nicht verdient hat". "Zudem dürfte das Staatsgeld verloren sein. Denn Karstadt verfügt nicht über ein Geschäftsmodell, das noch Zukunft hätte." Die taz ist überzeugt, dass die Ära der Kaufhäuser zu Ende gehe, "weil ihnen eine tödliche Konkurrenz erwachsen ist: das Shopping-Center".

Zusammengestellt von Nadin Härtwig

Quelle: ntv.de

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